Die unscheinbare Eingangstür im Parkhauskomplex an der Eiffelstraße in Hamm muss man schon suchen. Im ersten Stock der Brotfabrik befindet sich ein Fitnessstudio, und auch eine Etage höher wird unermüdlich an der Kondition gearbeitet – hier liegen die Unterrichtsräume der SängerAkademie Hamburg. Auf der einen Seite geht der Blick auf die Bundesstraße 5, auf der anderen auf den Mittelkanal und marode Kleingärten. „Die werden alle verschwinden“, sagt Klaus Peter Samson, der die Akademie gegründet hat und bis heute als Geschäftsführer leitet: Das Stadtentwicklungskonzept „Sprung nach Osten“ sieht dort eine moderne Wohnsiedlung vor.
Bundesweit einmalig: Ausbildung für Profis und Laien
Eine Aufwertung des Stadtteils, von der sich der Gesangspädagoge, Sänger und ehemalige Generalsekretär des Deutschen Musikrates auch einen Schub für den Akademiestandort erhofft. Schließlich sei dieser seinerzeit ganz bewusst gewählt worden: Während im Westen das Konservatorium und im Zentrum die Hochschule für Musik und Theater sowie die staatliche Jugendmusikschule den Sängernachwuchs fördern, fühlt sich die SängerAkademie für den östlichen Teil Hamburgs zuständig. Wobei: Zulauf erhält die Akademie heute aus dem ganzen Bundesgebiet, ja sogar darüber hinaus.
Was nicht zuletzt an ihrer einzigartigen Aufstellung liegt: Bietet die SängerAkademie doch deutschlandweit als einziges privates Ausbildungsinstitut neben der Laienausbildung die Studiengänge Berufschorgesang und Popularmusik-Gesang samt Zusatzqualifikation zum Singe- und Ensembleleiter an – auch auf dem zweiten Bildungsweg. Zusammen mit dem ehemaligen Musikhochschulpräsidenten Hermann Rauhe habe er dafür gekämpft, „dass die Gräben zwischen Pop und Klassik zugeschüttet werden“, erinnert sich Samson. „1982 haben wir an der Hochschule den „Modellversuch Popularmusik“ ins Leben gerufen. Übrig geblieben sind der Studiengang Jazz und der Popkurs, der zwei Mal drei Wochen im Jahr stattfindet – was natürlich kein Studium ersetzt.“
Seine SängerAkademie zählt aktuell 20 Studierende – zu Gründungszeiten waren es noch fast doppelt so viele: „Damals gab es über 400 Stellenausschreibungen für Opernchöre in Deutschland“, blickt Samson zurück. „Heute werden viele Stellen mit semiprofessionellen Sängern besetzt, die nicht fest angestellt sind. Exzeptionelle Spitzenleistungen sind da nicht mehr zu erwarten.“
Nichts mehr erwartet der Akademieleiter mittlerweile auch von der Kulturbehörde: Statt finanzieller Unterstützung gab’s von dort 2005 nur den Ratschlag, bei der Wissenschaftsbehörde einen Antrag auf Anerkennung als private Fachhochschule zu stellen. Sieben Jahre zog sich das Akkreditierungsverfahren hin – am Ende standen ein abschlägiger Bescheid und mehr als 56 000 Euro Kosten, die Samson großenteils aus eigener Tasche beglichen hat. Vergangenheit – inzwischen blickt er wieder nach vorn: „Künftig wollen wir Kurse für Absolventen anbieten, bundesweit Opernpartien in Zusammenarbeit mit dem Allee Theater ausschreiben und verstärkt mit dem Extrachor der Staatsoper kooperieren.“
Modellprojekt: Musiktheater an Schulen
Auch in den Schulen will die Akademie sich engagieren – ein entsprechendes Modellprojekt mit der Grundschule Osterbrook und der Stadtteilschule Mitte ist bereits angelaufen –, zudem sollen im hauseigenen Studiosaal Musiktheateraufführungen für Kinder stattfinden. Eine „Arbeit an der Basis“, die Samson besonders am Herzen liegt: „Für viele Schüler musste ich in meinem Leben Vater spielen: Schüler, die begabt, aber verängstigt waren und nie richtig angeleitet wurden. Mir ging es als Kriegs- und Flüchtlingskind in Lübeck damals ähnlich.“ Auch deshalb möchte er unbedingt eine „gute Ausbildung für Jedermann“ anbieten – ganz ohne akademische Existenzängste.