Er ist 3,45 Meter hoch, 131,54 Kilogramm schwer und erinnert an einen überdimensionalen Kontrabass. Doch anderes, als man vielleicht aufgrund seines Namens vermuten würde, ist der Oktobass kein um eine Oktave tiefer klingender Kontrabass, sondern mit seiner Quintstimmung (C1-G1-C) die um eine Oktave tiefer reichende Erweiterung des Violoncellos.
Entstanden ist der Oktobass um 1850 in Frankreich. Hier war es der einflussreiche Geigenbauer Jean-Baptiste Vuillaume, der dem Wunsch Hector Berlioz entsprach, ein Instrument zu entwickeln, welches einen noch volleren Bassklang innerhalb des Orchesterapparats ermöglicht. Von seiner Experimentierfreude gepackt, entwickelte Vuillaume so das größte jemals gebaute Streichinstrument der Violinfamilie. Erstmals kam der Oktobass 1855 in Charles Gounods Cäcilienmesse zum Einsatz – seine Erfolgsgeschichte endete jedoch nahezu ebenso schnell wie sie begann.
Umständliche Bespielbarkeit
Obwohl Hector Berlioz ebenso wie Richard Wagner von dem Instrument begeistert war und beide seinen Gebrauch ausdrücklich empfahlen, baute Vuillaume nur drei Exemplare des behäbigen Instruments. Ob ein Grund dafür der war, dass Berlioz ebenso wie Wagner trotz der anfänglichen Freude über das neue Instrument keine Kompositionen für das Instrument anfertigten, bleibt eine Vermutung. Ein plausibler Grund für den späteren Misserfolg ist neben der mangelnden Mobilität des Instruments wohl auch seine umständliche Bespielbarkeit.
Aus zeitgenössischen Darstellungen der Spielweise ist zu entnehmen, dass der Oktobass ursprünglich von zwei Musikern gespielt werden sollte. Während ein Bassist mit dem Bogen über die drei Saiten streicht, steht der andere auf einem fest mit dem Oktobass verbundenen Podest und bedient die Pedale und Hebel, mithilfe derer die Töne auf dem Griffbrett „gegriffen“ werden. Dennoch ist der Oktobass durchaus auch von nur einer einzigen Person bespielbar.
Der Oktobass heute
Eine kleine Renaissance erlebte der Oktobass 2010, als das Orchestre Symphonique de Montréal unter der Leitung von Kent Nagano ein Replika des Originals anfertigen ließ und das Instrument erstmals in Richard Strauss‘ sinfonischer Dichtung „Ein Heldenleben op. 40“ einsetzte. Fortan kommt das Instrument regelmäßig zum Einsatz. Von Vuillaumes Originalen sind heute noch zwei erhalten – ein Exemplar ist im Cité de la musique in Paris zu sehen, der andere ist im Archiv der Gesellschaft für Musikfreunde in Wien ausgestellt.
Der Oktobass von Vuillaume:
Die Replika von 2010 im Einsatz: