Michael Kaminski
Artikel
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Barockes Musiktheater als Literaturoper
(Köln, 17.11.2024) Regisseur Rafael R. Villalobos säkularisiert seinen Händel bis in die Wurzeln und erzählt eine Geschichte von Liebe und Wahn, in der volatile Geschlechterrollen die Hauptantriebskräfte sind.
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Wie schön ist doch ein deftiger Ehekrach
(Dresden, 1.11.2024) Wie Bühne, Film und Graphic Novel immer neu ineinander diffundieren, das macht den optisch ungemeinen Reiz der „Intermezzo“-Inszenierung von Axel Ranisch aus. Der eheliche Zwist von Pauline und Richard Strauss, der hier zur Oper mutiert, wird samt verliebtem Ausgang zu geistreich-deftigem Streit.
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Rache als Selbstzweck
(Köln, 6.10.2024) Regisseur Roland Schwab treibt Richard Strauss‘ Tragödie „Elektra“ über die Untaten und Zerwürfnisse am Hof zu Mykene hinaus ins Elementare.
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Nürnberg liegt am Rhein
(Bonn, 3.10.2024) Regisseur Aron Stiehl verlegt Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ am Tag der Deutschen Einheit von der Pegnitz an den Rhein und zeigt passend und präzise, wie politisch doch der Karneval ist.
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Unschuldig schuldig
(Gelsenkirchen, 28.9.2024) Kaija Saariahos Meisterwerk „Innocence“ kommt am Musiktheater im Revier zur Deutschen Erstaufführung.
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Traumspiel
(Frankfurt am Main, 22.9.2024) Hans Werner Henzes Kleist-Oper „Der Prinz von Homburg“ situiert Regisseur Jens-Daniel Herzog abseits konkreter preußischer Historie als Versuchsanordnung.
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Völker, hört die Signale!
(Düsseldorf, 15.9.2024) Regisseurin Ilaria Lanzino interessiert sich weniger für den Konflikt zwischen zwei Völkern als für die Kluft zwischen Herrschenden und Beherrschten. Das geht verblüffend gut auf. Vitali Alekseenok steht den Düsseldorfer Symphonikern zum ersten Mal in seiner neuen Position als Chefdirigent des Hauses vor und sorgt für aufregende Klangmomente…
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Goldrausch im Teutoburger Wald, fast
(Detmold, 13.9.2024) Die musikalische Seite dieses fulminanten Wild West-Puccini ist beachtlich. Dazu räumt die Inszenierungen mit all den positiven wie negativen Vorurteilen auf – und schießt damit mitunter übers Ziel hinaus.
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Robotik und Künstliche Intelligenz als Spaßbonbons
(Dresden, 29.6.2024) Nach anfänglichem Sauseschritt durch Künstlerintrige, Liebesgeschichte und Karneval findet Regisseurin Barbora Horáková in Berlioz‘ „Benvenuto Cellini“ an der Semperoper das richtige Tempo.
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Spektakel für Multitasker
(Berlin, 22.6.2024) Dem Gipfeltreffen zwischen Richard Nixon und Mao Tse-tung 1972 setzt das Künstlerkollektiv „Hauen und Stechen“ in ihrer Neuinszenierung von John Adams‘ „Nixon in China“ an der Deutschen Oper surreale Welten entgegen.
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Entdecker mit finsterer Seite
(Bonn, 16.6.2024) Werner Egks 1933 erstmals im Radio gesendete Oper „Columbus“ ist ein dramaturgisch bemerkenswertes Zusammenspiel von Musik- und Sprechtheater. Am Theater Bonn vermag sie szenisch wie musikalisch zu überzeugen.
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Zweite Chance für den Verlierer
(Essen, 25.5.2024) Regisseur Martin G. Berger wertet am Aalto-Musiktheater Essen einige Nebenaspekte in Büchners Schauspiel und Bergs Oper zu zentralen Deutungsschlüsseln auf. Das verleiht diesem „Wozzeck“ einen spannenden Perspektivwechsel.
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Wenn Thronfolgerinnen zu Filmstars umschulen
(Duisburg, 8.5.2024) Regisseurin Michaela Dicu kostet in „Märchen im Grand Hotel“ Paul Abrahams Ironie in Musik und Text weidlich aus.
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Jenseits von Gut und Böse
(Köln, 5.5.2024) Regisseur Ted Huffman schildert Hedonismus, Libertinage und die sich mit ihnen verbindenden Kabalen und Rankünen, ohne dass ihn der moralische Zeigefinger juckt. Dies bekommt Monteverdis letzter Oper „Die Krönung der Poppea“ ganz außerordentlich. Das Ensemble singt famos.
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Gegensätze ziehen sich an
(Aachen, 27.4.2024) Mozarts frühes Singspielfragment „Zaïde“ hat Chaya Czernowin mit „Adama“, einer transkulturellen Liebesgeschichte zwischen einer israelischen Frau und einem palästinensischen Mann, sinnig vervollständigt. Regisseur und Bühnenbildner Ran Chai Bar-zvi führt die beiden Stücke zunächst parallel, verschränkt sie aber zunehmend.
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Von Christen zur Strecke gebracht
(Bielefeld, 13.4.2024) Die Bielefelder Produktion von Wim Henderickx‘ starker Oper „The Convert“ über eine Religionsgrenzen durchlässig machende Liebe zur Zeit der Kreuzfahrer hat das Zeug, dem Belgier den weiteren Weg ins Repertoire zu bahnen.
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Aller Müll ist Wertstoff
(Schwerin, 6.4.2024) Diese Novität verdient es, nachgespielt zu werden: Autorin und Regisseurin Nina Gühlstorff und Komponistin Elisabeth Naske ersinnen mit „Stoff“ ein Mutmach-Stück. Schaffen wir Menschen es, unser Konsumverhalten dem Kreislauf der Natur einzuschreiben?
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Suizid ist kein Liebesbeweis
(Frankfurt am Main, 22.3.2024) Alternder Herr heiratet blutjunge Frau: Dem über Jahrhunderte variierten Lustspielsujet gewinnt Wolfgang Fortner in seiner Oper „In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa“ nicht nur Zwölftonreihen ab, sondern eine erhellende Tiefenpsychologie, die Regisseurin Dorothea Kirschbaum dankbar nutzt.
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Vogelhochzeit endet in Katastrophe
(Hagen, 25.2.2024) Wagners tieftrauriges Opernmärchen vom Schwanenritter wird von Regisseurin Nelly Danker und ihrem Ausstattungsteam vollends in die Vogelwelt verlegt. Im Graben weitet Joseph Trafton mit dem Philharmonischen Orchester Hagen die limitierten Maße von Bühne und Auditorium hingegen ins klangliche Cinemascope-Format.
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Vom Zauber des Sehens und Hörens
(Gelsenkirchen, 24.2.2024) Tschaikowskys letztes Werk für das Musiktheater und Strawinskys Oper im Turbo-Format eint der Lobpreis auf die mit allen Sinnen zu erfahrende Natur.
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Glanzvolle Wiederbelebung
(Essen, 27.1.2024) Die früheste französische Faust-Oper komponierte eine Frau: Louise Bertin. Angesichts der enormen Qualität des Werks wünscht man sich nach dieser späten Wiederentdeckung, die Französin hätte weit mehr Opern komponieren können.
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„Was bin ich schon ohne das Orchester?“
Für den britischen Dirigenten Jonathan Darlington ist Respekt eine Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten.
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