Stephan Schreckenberger ist künstlerischer Leiter der Weilburger Schlosskonzerte, die 2018 zum „Publikum des Jahres“ gewählt wurden. Nicht nur der Bewerbungsprozess war von Kreativität beflügelt. Das Geld kommt zu hundert Prozent dem musikalischen Nachwuchs zugute.
„Eines zuallererst: Die Bewerbung um diesen begehrten Preis war ein Riesenspaß. Von einer unserer Mitarbeiterinnen ins Leben gerufen, erfasste uns alle nach und nach ein freudiges Fieber. Und tatsächlich wurde eine wunderbare Kreativität sichtbar, die, das muss ich gestehen, selbst mich überrascht hat. Am Ende der Kreativphase stand für uns fest: „Das Ding holen wir nach Hause.“ Und so kam es ja dann auch. Mit einer Mischung aus digitalem und richtig schön altmodischem Material – zum Beispiel einem Fotoalbum –, das persönlich nach Hamburg gebracht wurde, gewannen wir den Preis. 5.000 Euro, die wir komplett zur Förderung junger Musikerinnen und Musiker ausgeben konnten!
Unerhörtes und Ungehörtes auf die Bühne bringen
Ein Projekt lag mir persönlich besonders am Herzen: Es ist eine Tatsache, dass die Musikerinnen und Musiker bei ihren Programmvorschlägen sehr auf die „Verkaufbarkeit“ der Programme achten müssen. Es gibt aber natürlich äußerst viele, ganz wunderbare Werke, die nur einen Haken haben: Man kennt sie nicht und deshalb werden sie nicht gespielt. Und weil sie nicht gespielt werden, kennt man sie nicht. Eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Dem entsprang die Idee, unsere jungen Musiker spielen zu lassen, was immer sie wollten, unter einer Voraussetzung: Sie mussten dem Publikum erklären, warum sie das Stück so fesselt. Wir schufen ein Format, das innovativ, spannend und erfolgreich war. Erfolgreich aber nur, wenn man die Einnahmen außer Acht lässt. Denn die Zuhörer, die kamen, waren begeistert, aber es waren wenige. Und dann kam Corona, und der finanzielle Druck, der auf Veranstaltern lastete, wurde noch größer. Ich würde mir mehr finanzielle Freiheiten wünschen, um mehr „Unerhörtes“ und „Ungehörtes“ auf die Bühne zu bringen. Meine Hoffnung ruht auf unserer neu gegründeten Stiftung: die Stiftung Weilburger Schlosskonzerte. Vorausgesetzt, dass sie blüht, wächst und gedeiht, wird es hoffentlich möglich, dieses wunderbare Format wieder aufzunehmen. Wer hier durch eine Spende helfen mag, ist herzlich willkommen, dies über unsere Webseite zu tun.
Und eines darf zum Schluss nicht unerwähnt bleiben. Die Preisübergabe durch concerti bei uns im vollbesetzten Renaissancehof, mit einem Gläschen Sekt fürs ganze Publikum, war großes Kino. Ich glaube, wir sollten das mal wieder machen…“