Als heilklimatischer Kurort ist das beschauliche Isny schon von Natur aus einen Besuch wert. Doch die kleine Stadt im württembergischen Allgäu hat noch einiges mehr zu bieten als eine traumhafte Umgebung und wohltuende Atmosphäre: Seit über dreißig Jahren findet hier jeden Sommer ein kleines, feines Opern-Spektakel statt. Dabei geht es nicht um elitäre Repräsentation, auch nicht um Prunk, Pomp und Protz. Das Isny Opernfestival ist jung, lebendig, weltoffen. Seine treuen Besucher wissen das seit der Gründung im Jahr 1989 innig zu schätzen, viele organisatorische Aufgaben werden sogar von Menschen aus dem Publikum ehrenamtlich übernommen. Für seinen stetigen Einsatz ist das Publikum aus Isny nun zum „Publikum des Jahres 2021“ nominiert.
„Obwohl weitab von den Metropolen, unterstützt uns das Publikum bei einer für die Provinz ungewöhnlichen und exquisiten Programmauswahl“, bestätigt Hans-Christian Hauser, Dirigent, Komponist und Künstlerischer Leiter des Festivals. In der Tat liegt der programmatische Fokus der jährlichen Operninszenierungen in Isny vornehmlich auf dem musiktheatralen Schaffen slawischer und jüdischer Komponisten, meist des 20. Jahrhunderts. Dies lässt so manche Rarität und selten Gehörtes erklingen wie etwa Kurt Weills Operetten „Der Kuhhandel“ und „Der Zar lässt sich fotografieren“ sowie Bohuslav Martinůs „Marienspiele“ oder Mischa Spolianskys „Es liegt in der Luft“. Als Beitrag zur Gedenkreihe „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ gab man im August 2021 Pavel Haas’ „Šarlatán“ (Der Scharlatan). Doch auch Geläufigeres von Mozart, Rossini oder Strauss gelangt regelmäßig zur Aufführung.
Beim Isny Opernfestival geht man Hand in Hand mit dem Publikum
Die zentrale Operninszenierung findet jedes Jahr vor historischer Kulisse unter freiem Himmel im Innenhof von Schloss Isny statt. Mehrere programmbegleitende Konzerte und kleinere Inszenierungen verteilen sich auf weitere ansehnliche Spielstätten wie die Freilichtbühne am Alten Rathaus, das Kurhaus am Park und die evangelischen Nikolaikirche. Auch Stücke für Kinder zum Mitspielen werden dabei auf die Beine gestellt, generell steht die Förderung musikalischen Nachwuchses im Mittelpunkt des Festivals, besteht doch ein großer Teil der Mitwirkenden aus Studierenden diverser Musikhochschulen.
Die Atmosphäre sei beim Festival ausgesprochen familiär, berichtet Hauser. Das gilt auch für die besondere Beziehung zum Publikum, mit dem man hier Hand in Hand geht: „Seit 33 Jahren beherbergt das Isnyer Publikum jährlich viele junge Künstler über drei bis vier Wochen bei sich zu Hause in den eigenen Familien. Unsere Künstler kommen ja aus vielen verschiedenen Ländern und werden von unseren Gastfamilien fürsorglich betreut.“ Viele Freundschaften seien über die Jahre auf diese Weise geschlossen worden – einen engeren Kontakt zum Publikum kann man vermutlich gar nicht haben.