Unter den Nominierten für das „Publikum des Jahres 2019“ sticht das Junge Orchester Hamburg gleich aus zwei Gründen hervor. Wie der Name schon sagt, ist es vom Alter der Musiker und des Dirigenten her ein sehr junges Orchester, nicht aber hinsichtlich seiner Geschichte. Zudem ist es das einzige Laienorchester unter den zehn Nominierten. Nachdem der Klangkörper mit seiner ersten Bewerbung im letzten Jahr nicht genügend Stimmen aufbringen konnte, sind die Überraschung und Freude über die diesjährige Nominierung umso größer.
„Wir haben unser Publikum zur Abstimmung animiert, weil wir zeigen wollten, dass es auch ein lokales und kleineres Orchester schaffen kann“, erzählt Annika Sternberg. So bescheiden braucht die Pressesprecherin des Jungen Orchesters Hamburg dabei nicht zu sein, denn das Ensemble hat sich in seiner fast fünfzigjährigen Geschichte fest in das Musikleben der Hansestadt integriert. Im Semester-Rhythmus geben die Musiker zwei Konzerte pro Jahr. Feste Spielstätten sind die Christuskirche im Stadtteil Wandsbek sowie der Miralles Saal der Staatlichen Musikschule Hamburg. Ein Konzert fand aber auch schon im Großen Saal der Elbphilharmonie statt.
Offen für Projekte abseits der Klassik
Das junge Orchester, das, wie Annika Sternberg betont, kein Jugendorchester ist, bietet ein breites musikalisches Spektrum vom klassischen Solistenkonzert bis hin zu Neuer Musik und sogar Pop. Die Musiker seien offen für alles, auch ihr Dirigent Emanuel Dantscher, der das Orchester seit 2013 leitet, bringe viel Motivation und Elan für neue Projekte wie „Sehen.Hören.Haydn“ mit. In dieser Kooperation mit der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften wurde eine abgewandelte und moderne Form des Gesprächskonzerts entwickelt. Ein weiteres Projekt ist die Zusammenarbeit mit der Band Xusha, bei der eine moderne Version von Tschaikowskys „Schwanensee“ von Orchester und Band aufgeführt und durch ein extra dafür produziertes Video visuell unterstützt wurde.
Foto- und Videoaktionen mit dem Publikum sind geplant
Auch die ganz Kleinen werden im Programm des Jungen Orchesters Hamburg bedacht. So veranstalteten die Musiker ein Kinderkonzert mit Prokofjews Klassiker „Peter und der Wolf“, bei dem die Kinder ganz vorne an der Bühne sitzen und in der Pause die Instrumente aus nächster Nähe betrachten konnten. Dass dem Orchester sein Publikum am Herzen liegt, zeigt sich in solch persönlichen Konzerten wie auch in den humanen Eintrittspreisen. Geflüchtete und Wohnungslose dürfen gar kostenlos in die Konzerte. Zudem schmücken die Musiker vor jedem Auftritt den Saal und verkaufen selbstgebackenen Kuchen. „Für uns ist es immer mehr als ein Konzert“, schwärmt Annika Sternberg. „Es ist ein Zusammenkommen von Menschen, was natürlich auch daran liegt, dass den Großteil unseres Publikums Angehörige der Musiker bilden.“
Das durchmischte Publikum beschreibt die Pressesprecherin als interessiert, aufgeschlossen und neugierig. In Zukunft wolle man es aktiver in die Konzerte integrieren, durch ein Gästebuch oder dem Versuch, es in die Programmauswahl mit einzubeziehen. Auch Foto- und Videoaktionen sind geplant.
Junges Orchester Hamburg: Förderung der deutsch-kolumbianischen Freundschaft
In welches Projekt man das Preisgeld investieren würde, weiß Annika Sternberg noch nicht. Im letzten Jahr besuchten einige Musiker das Orquesta Filarmónica Juvenil del Café in Kolumbien. Gerne würde man es in die Stärkung einer deutsch-kolumbianischen Freundschaft investieren. Aufwändigere Stücke mit einem größeren Orchester könne man sich auch vorstellen. Darüber würde sich das Publikum des Jungen Orchesters Hamburg bestimmt sehr freuen.