Durchschnittlich 35 Premieren und zehn Sinfoniekonzerte hat das traditionsreiche Staatstheater Braunschweig seinem kulturbegeisterten Publikum in einer regulären Saison zu bieten. Durch die Corona-Pandemie ist die aktuelle Spielzeit jedoch alles andere als regulär verlaufen – aber das Braunschweiger Publikum ist trotzdem da.
„Euer Publikum vergisst euch nicht!“, „Ihr seid für uns systemrelevant“ und „Wir werden da sein, bei jedem neuen Stück!“ – Zettel mit Botschaften wie diesen fanden die Theatermitarbeiterinnen und -mitarbeiter in Zeiten des kulturellen Stillstands an den Türen des Hauses. „Wir sind unglaublich dankbar, dass unser Publikum stets zu uns hält, uns unterstützt und uns mit solchen Nachrichten jeden Tag wieder aufs Neue motiviert“, sagt Generalintendantin Dagmar Schlingmann. „Die Nominierung unseres Publikums zum ‚Publikum des Jahres‘ bedeutet uns gerade in der aktuellen Zeit der geschlossenen Theater sehr viel und ist tatsächlich hochverdient.“
Weitreichende Geschichte
Als „Stadt der Wissenschaft“ darf sich das forschungsaffine Braunschweig erst seit 2007 offiziell betiteln. Ein Zentrum für Kultur und Musik ist die zweitgrößte Stadt Niedersachsens dagegen schon seit hunderten von Jahren. Immerhin bis 1690 reicht die langjährige Geschichte des Staatstheaters Braunschweig zurück. Das damals eröffnete, heute nicht mehr existente Theater am Hagenmarkt war eines der ersten öffentlich zugänglichen Theaterhäuser im deutschsprachigen Raum überhaupt. Bedeutende Werke wie Lessings „Emilia Galotti“ und Goethes unsterblicher „Faust I“ wurden hier zum aller ersten Mal auf die Bühne gebracht.
Heute vereint das Staatstheater die fünf Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, JUNGES! Staatstheater und Staatsorchester. Hauptspielstätte ist das Große Haus mit rund 900 Plätzen, das seine imposante Fassade aktuell mit dem hoffnungsvollen Slogan „Die Zukunft so hell“ schmückt.
Dreh- und Angelpunkte vom Staatstheater Braunschweig
1861 feierlich eingeweiht, im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1948 wiederaufgebaut, bildet das Große Haus den zentralen Dreh- und Angelpunkt zwischen Theater- und Museumspark, direkt am Rande der Oker, die die gesamte Braunschweiger Innenstadt kreisförmig umfließt. Schräg gegenüber, am Magnitorwall, bestehen als weitere Spielstätten das neuere Kleine Haus, das knapp 300 Gästen Platz bietet sowie das darin befindliche Aquarium. Im Sommer wird zudem auf dem Braunschweiger Burgplatz regelmäßig eine Freilichtbühne bespielt, ferner fungiert seit Kurzem der Lokpark als Interimsspielstätte des JUNGEN! Staatstheaters. Das Staatsorchester Braunschweig führt seine Sinfoniekonzerte in der Stadthalle auf.
Inspirationen für die Zukunft
In der derzeitigen Ausnahmesaison hat das Braunschweiger Staatstheater mit Aktionen wie „Wir kommen zu Ihnen“ den Kontakt zum treuen Publikum gewahrt und auf Bestellung kleine Konzerte in Höfen und Vorgärten in allen Stadtteilen Braunschweigs gespielt. Generalintendantin Schlingmann und ihr Team waren überwältigt von dem Zuspruch, der ihnen dabei entgegenkam: „Was für uns ganz besonders war: Unsere Künstler konnten mit unserem Publikum persönlich in Kontakt kommen, wir konnten uns austauschen und uns gegenseitig Mut zusprechen. Das war eine einzigartige Erfahrung, für die wir uns bei unserem Publikum bedanken möchten.“
Insgesamt sei der Austausch mit dem Publikum trotz der zeitweisen Schließung der Theater nochmal auf eine ganz neue Weise gewachsen. Vor allem durch die digitalen Wege sei dies ermöglicht worden. „Dies wird uns“, so Schlingmann, „im hoffentlich bald wieder stattfindenden Vorstellungsbetrieb als Inspiration bleiben. Unser diesjähriges Spielzeit-Motto bleibt gültig: ‚Die Zukunft so hell‘“.