„Wackere Mannheimer. Klatscht nicht mehr, als ihr wollt. Nehmt keine Rücksicht auf eine größenwahnsinnig gewordene Schar von Virtuosen, gegen die der alte Possart ein Mauerblümchen gewesen ist. Hats euch gefallen, dann applaudiert. Hat euch jemand wirklich etwas gegeben, dann feiert ihn. Aber bereitet ihm ruhig den Empfang, der nicht seinem sondern euerm Range entspricht: dem von denkenden, vernünftigen Menschen.“ Kein Geringerer als Kurt Tucholsky, alias Peter Panter, schieb diesen Appell in der Zeitschrift „Die Weltbühne“ vom 4.3.1930 nachdem der Vorstand des Philharmonischen Vereins zu Mannheim seine Mitglieder zu mehr Enthusiasmus aufgefordert hatte.
„In der Geschichte des Nationaltheaters reagierte das Publikum bisweilen sehr deutlich und intensiv auf die Pflege von Klassikern im Repertoire bis hin zu Protesten, wenn ein geliebtes Werk beispielsweise wegen maroder Kulissen „abgespielt“ war oder ein umstrittener Regisseur verpflichtet wurde“, bestätigt der Geschäftsführende Intendant Marc Stefan Sickel. Keine Frage: Die Mannheimer sind stolz auf ihr Nationaltheater. „Das zeigte sich vor allem in den Nachkriegsjahren, als die Bürger mit vielen Aktionen, großem Einsatz und immenser Großzügigkeit für die Errichtung einer neuen Spielstätte als Ersatz für das kriegszerstörte Haus gespendet haben“, berichtet Sickel.
Eines der größten und ältesten kommunalen Repertoiretheater Deutschlands
Das Nationaltheater Mannheim ist eines der größten und ältesten kommunalen Repertoiretheater Deutschlands. Insbesondere das Wirken Schillers, dessen „Räuber“ in Mannheim uraufgeführt wurden, sowie die Verbindung zu Mozart, der sich mehrfach in Mannheim aufhielt, mit Künstlern der berühmten Mannheimer Schule befreundet war und hier seine erste große Liebe traf, prägen bis heute die Arbeit am Nationaltheater. Zahlreiche Uraufführungen und Deutsche Erstaufführungen in den vier Sparten Oper, Schauspiel, Tanz und Junges Nationaltheater sind beispielhaft für die innovative und zeitgemäße Fortführung der Tradition. „Hervorragende künstlerische Leistungen machen das Nationaltheater zum Flaggschiff der Stadt Mannheim und zu einer der bedeutendsten Bühnen Deutschlands“, sagt der Geschäftsführende Intendant.
Das große Projekt der kommenden Jahre ist zweifellos die bevorstehende Generalsanierung des Theatergebäudes am Mannheimer Goetheplatz. „Es wurde 1957 als eines der innovativsten Theater der Nachkriegszeit eröffnet“, erklärt Sickel. „Im Hinblick auf unser Publikum verbindet sich damit die große Herausforderung, unsere Zuschauer in die verschiedenen Spielstätten der Interimszeit mitzunehmen, dabei aber auch neue Zuschauergruppen zu erschließen und auf diese Weise einer so diversen, vielfältigen Stadt wie Mannheim gerecht zu werden.“ Eine große Aufgabe, aber auch eine große Chance.