In Stuttgart steht die Oper im Mittelpunkt: 1912 wurde der neoklassizistische Bau von Max Littmann in Nachbarschaft zum Neuen Schloss eingeweiht. Vom Hauptbahnhof aus genügt ein kurzer Spaziergang durch den Schlossgarten, schon haben die Zuschauer Europas größtes Mehrspartenhaus erreicht. Von der ersten modernen Stunde an gehen innovative Impulse für das Musiktheater von Stuttgart aus. Allein sechs Mal wurde die Staatsoper Stuttgart zum „Opernhaus des Jahres“ von der Zeitschrift Opernwelt gewählt. Werke wie Richard Strauss’ „Ariadne auf Naxos“, Wolfgang Rihms Neufassung der „Séraphin“ und Toshio Hosokawas „Erdbeben. Träume“ wurden hier uraufgeführt, hinzukommen regelmäßige Erstaufführungen.
Ein GMD als Musikvermittler an der Staatsoper Stuttgart
Neue Beziehungen zum Publikum hat in den ersten fünf Jahren seiner Amtszeit auch Generalmusikdirektor Cornelius Meister aufgebaut: Seit 2018 vermittelt er die Musik in öffentlichen Proben und Erklärkonzerten, führt in Youtube-Videos vom Flügel aus mit Witz und Tiefgang in Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ ein und steht als Liedbegleiter und Kammermusiker mit Künstlern aus dem Ensemble und dem Staatsorchester auf der Bühne.
Apropos „Ring“: Bereits Mitte der 1990er-Jahre konzipierte der damalige Intendant Klaus Zehelein das Stuttgarter Modell, bei dem jeder Teil der Tetralogie von einem anderen Regisseur inszeniert wird. 2022 führte sein Nachfolger Viktor Schoner die Idee ins Extrem und schickte in der „Walküre“ ein Regie-Team pro Aufzug ins Rennen. Mit Spannung erwartet geht der Zyklus im März weiter.
„Dem Stuttgarter Publikum eilt ja der Ruf voraus, lieber über- als unterfordert zu sein“, sagt Schoner nicht nur mit Blick auf den „Ring“: Auch Überraschungserfolge wie Dvořáks „Rusalka“, Ungewöhnliches wie Dessaus „Die Verurteilung des Lukullus“ und Rap- und Crossover-Konzerte zeigten, wie „neugierig, begeisterungsfähig und im besten Sinne kritisch“ die Zuschauer seien. Für die Treue des Publikums sprechen auch die Zahlen: 124.000 Besucher zählte man in den Vorstellungen der vergangenen Saison, 32.000 Menschen haben ein Abonnement in der Opernsparte.
„Junge Oper im Nord“ für das Publikum von morgen
Dass ein Opernhaus ebenso Angebote für das Publikum von morgen schaffen muss, haben die Verantwortlichen in Stuttgart früh erkannt: 1997 wurde die „Junge Oper im Nord“ ins Leben gerufen, bei der Kinder und Jugendliche hinter und auf der Bühne eine Opernproduktion kennenlernen. Mehr als ein Dutzend neuer Werke ist seitdem entstanden. Die gläserne Opernwerkstatt gibt zudem Einblicke in das aktuelle Geschehen auf den drei Probebühnen.
Rund 150 Vorstellungen, aufgeteilt in 23 Produktionen mit acht Premieren, stehen in dieser Saison auf dem Plan. Zur besseren – oder auch experimentelleren – Orientierung liefert das Haus online seinen Opern-Navigator gleich mit: Ob „Rotz und Wasser“, „Actionheld*innen“, „Evergreens“ oder „Sammlerstücke“, in Stuttgart findet jeder und jede die passende Oper.