Es ist eine Eigenheit Berlins, einen ganz besonderen Blick auf ästhetische Entwicklungen zu haben; die Dinge beim Schopf zu packen und auf den Kopf zu stellen. Da ist die Komische Oper gewiss keine Ausnahme. Denn das Opernhaus, das sich entgegen aller Erwartbarkeit nicht nur mit komischen Stoffen beschäftigt, hat sich den spielerischen und experimentierfreudigen Umgang mit dem traditionellen Repertoire auf die Fahnen geschrieben. Progressivität ist für die Hauptstadtbühne eine Selbstverständlichkeit, die in verschiedensten Formaten Früchte trägt, ob im erneuerungsbestrebten und dabei trotzdem süffisanten Umgang mit den wahrhaftigen Klassikern wie unlängst Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ oder auch in der abwechslungsreichen Wahl der Aufführungsstätten wie beispielsweise Hans Werner Henzes Oper „Floß der Medusa“, der der Flughafen Tempelhof Pate stand.
Die Operette als Teil der eigenen Geschichte
Keine andere Gattung prägte die Komische Oper und von keiner wurde sie so sehr geprägt wie von der Operette. Noch unter dem Namen Metropol-Theater bekannt, werden bedeutende Werke von Franz Lehár, Oscar Straus und einigen anderen zur Uraufführung gebracht. Auch heute noch bleibt die Operette wichtiger Bestandteil im Haus. Vor allem Regisseur Barrie Kosky hat mit unzähligen Inszenierungen und Wiederentdeckungen Anschluss an diese Tradition gefunden.
Dem Publikum einen anderen Zugang zur Oper bieten
Schließlich hat die Komische Oper ihrem Publikum auch jenseits von klassischem Repertoire viel zu bieten: Uraufführung mit alternativen musikalischen Ansätzen, unzählige Projekte rund um das Thema Oper für Jung und Alt und mit „Schall&Rausch“ seit 2023 ein Musikfestival, das ein dampfender Experimentierkessel ist, dessen genreübergreifenden Projekte die besten Feuilletonisten an die Grenzen des Beschreibbaren drängt, aber vom Berliner Publikum mit hohem Interesse verfolgt wird.