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Das Publikum des Jahres 2018: Interview mit Orchesterfan Erika Schielke

„Da gehen wir wieder hin“

Das dachte sich Erika Schielke, nachdem sie ein Konzert der Bamberger Symphoniker live gehört hatte. Inzwischen besucht sie praktisch jedes Konzert des Orchesters – und reist ihm bis nach Rio de Janeiro hinterher

vonIrem Çatı,

Im Rahmen unserer Verleihung „Das Publikum des Jahres 2018“ beleuchten wir die unterschiedlichen Facetten des Publikums. Heute stellen wir Ihnen Erika Schielke vor, den treuesten Fan der Bamberger Symphoniker.

Erika Schielke
Erika Schielke © privat

Frau Schielke, es gibt so viele Orchester in Deutschland, warum ausgerechnet die Bamberger Symphoniker?

Erika Schielke: Nach dem Tod meines Mannes hat mich mein ältester Sohn nach Wiesbaden zum Rheingau Musik Festival eingeladen. Ich war damals noch nicht so konzertaffin, weil ich mehr in die Oper gegangen bin. Da ich die Bamberger Symphoniker schon einmal 1985 gehört hatte und mir das Programm gut gefallen hat, habe ich mir deren Konzert ausgesucht. Das Konzert war so fantastisch, dass wir gesagt haben: Da gehen wir wieder hin!

Dabei ist es aber nicht geblieben.

Schielke: Nein, von da an bin ich häufig nach Bamberg gefahren, wenn es ein schönes Konzert gab. Schnell bin ich dann auch den „Freunden der Bamberger Symphoniker“ beigetreten, habe gleich eine Konzertbegleitreise nach New York mitgemacht und so die ersten Bamberger kennengelernt. Ich hatte ja bis dahin keinerlei Beziehung zu der Stadt.

Wie ist der Kontakt zum Orchester entstanden?

Schielke: Bei einem dieser Besuche habe ich bei der Intendanz nachgefragt, ob ich vielleicht mal in die Generalprobe gehen darf. So bin ich immer mehr mit dem Orchester in Kontakt gekommen und habe sehr, sehr nette Musiker kennengelernt. Mittlerweile kenne ich fast alle im Orchester namentlich und bin mit einigen befreundet: Ich lade sie zu mir nach Hause ein oder gehe mit ihnen Kaffee trinken. So habe ich eine wunderbare Beziehung auch zu dieser Stadt entwickelt, und irgendwann kam dann ein Musiker mit der Idee zu mir, den Wohnsitz doch nach Bamberg zu verlegen. Ich habe dann tatsächlich Haus und Hof in Düsseldorf aufgegeben und bin dorthin gezogen.

Wie haben Familie und Freunde darauf reagiert?

Schielke: Meine Kinder und Enkelkinder haben gesagt: „Oma, wir finden deine Einstellung klasse!“ Meine Freunde hatten weniger Verständnis, denn man sagt ja, dass man einen alten Baum nicht verpflanzen sollte. Aber ich war nicht so verwurzelt. Anfang Juni 2011 bin ich dann hierher gezogen.

Sind Sie in den Orchesteralltag integriert?

Schielke: Das eher weniger. Aber ich wohne ja in der Nähe der Konzerthalle und gehe zusätzlich zu den Konzerten auch öfter zu den Generalproben, vor allem, wenn ich ein Konzert verpasse. Ich werde auch regelmäßig zu den Orchesterfesten eingeladen und bekomme an Weihnachten Post.

Gibt es ein bestimmtes Repertoire, das die Bamberger Symphoniker besonders gut können?

Schielke: Die spielen alles gut (lacht). Und ich liebe den besonderen Klang des Orchesters. Das Repertoire hat sich mit dem neuen Chefdirigenten Jakub Hrůša etwas verändert. Der ehemalige Chefdirigent Jonathan Nott setzte einen Schwerpunkt auf Mahler, Herr Hrůša spielt mehr tschechisches Repertoire. Aber sie spielen alles toll.

Vergleichen Sie andere Orchester, die Sie hören, zwangsläufig mit den Bamberger Symphonikern?

Schielke: Ja, da bin ich auch parteiisch und denke mir, dass unsere Symphoniker doch ein bisschen besser sind (lacht). Das ist einfach so. Ich mag dieses Orchester und liebe die Umgebung und das ganze Drum und Dran. Das macht mich glücklich.

Sie sind mit dem Orchester bis nach Buenos Aires, Rio de Janeiro und New York geflogen. Wie finanzieren Sie das alles?

Schielke: Ich bin Gott sei Dank gut versorgt. Letztens hatte ich so ein Pech! Ich wollte nach Göteborg fliegen, habe aber das Flugzeug verpasst und wurde auf den Flieger am Abend umgebucht. Der aber war kaputt und ist auf halbem Wege umgekehrt, dadurch habe ich das Konzert verpasst. Aber ich plane schon die nächsten Reisen. Im Mai spielen die Bamberger Symphoniker in der Elbphilharmonie, da habe ich mir heute Karten bestellt. Und das Orchester eröffnet das Musikfestival „Prager Frühling“, da möchte ich auch gerne hin. Und wenn es Konzerte gibt, die ich in Bamberg nicht besuchen kann, fahre ich auch mal nach Schweinfurt und Erlangen. Dort spielt das Orchester oft das gleiche Programm. Regelmäßig bin ich auch in Würzburg, Bad Kissingen oder Baden-Baden. So komme ich ungefähr auf dreißig Konzerte im Jahr.

Das nimmt sicher viel Zeit in Anspruch.

Schielke: Ja! Aber ich bin verwitwet, meine Kinder und Enkelkinder sind voll im Berufsleben. Und für das Orchester lasse ich gerne alles stehen und liegen. Die Symphoniker sind mein Hobby geworden und es macht mir einfach Spaß, sie so oft als möglich zu hören. Als ich noch in der Nähe von Düsseldorf gewohnt habe und durch die Bamberger Symphoniker mehr mit Konzertmusik in Berührung gekommen bin, habe ich mich auch für ein paar Semester als Gasthörerin an der Düsseldorfer Musikhochschule eingeschrieben, um mich mehr mit Musik zu beschäftigen. Das mache ich immer noch. Ich beschäftige mich mit Komponisten und Partituren. Und ich gehe auch in viele Kammerkonzerte.

Erika Schielke im Bewerbungsvideo der Bamberger Symphoniker zum Publikum des Jahres 2017:

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