Musik erleben auf allen Ebenen. Diese Idee steht hinter dem Raumkonzept des Pierre Boulez Saals im Herzen von Berlin unweit der Staatsoper. Das Publikum soll hier neben der künstlerischen Seite, vor allem den kulturellen, humanistischen und historischen Seiten der Musik begegnen. Anstelle von bloßer Konfrontation setzt der Saal auf eine Wechselwirkung von Architektur, musikalischer Sinneserfahrung und persönlicher Reflexion. Obwohl die Spielstätte mit ihrer Vision vom „denkenden Ohr“ ihre Tore noch keine zwei Jahre geöffnet hat, ist sie schon heute eine feste Institution im Berliner Kulturleben und genießt internationales Renommee – und das nicht zuletzt aufgrund ihres Initiators Daniel Barenboim.
Das Raumkonzept des Saals ist tatsächlich bis ins letzte Detail methodisch. Als Teil der Barenboim-Said Akademie wurde er am 4. März 2017 in dem Gebäude in der Französischen Straße eröffnet, das bis 2010 als Magazin für die Kulissen der Staatsoper unter den Linden gedient hatte. Aufwändig vom US-amerikanischen Architekten Frank O. Gehry umgebaut, bietet der quaderförmige Saal über sechshundert Zuschauern Platz, verfügt Dank des japanischen Starakustikers Yasuhisa Toyota über einen einzigartigen Raumklang und erzeugt aufgrund der Holzverkleidung, der elliptischen Sitzanordnung sowie der unsymmetrischen Rangeinbauten eine intime Atmosphäre.
Nicht nur Kammerkonzerte sind dadurch vom Publikum im direkten Geschehen zu erleben. Auch größere Orchester sind hier, ermöglicht durch einzigartige Sichtperspektiven, gleichsam zum Greifen nahe. Obendrein bietet der Raum seinen Besuchern eine auf jedes Konzert individuell angepasste Sitzplatzsituation.
Ein Saal für musikalisches Neuland
Auch die programmatische Ausrichtung der Spielstätte ist außergewöhnlich. In bis zu einhundert Veranstaltungen pro Jahr werden neben dem klassisch-romantischen Repertoire besonders zeitgenössischen Werken Raum gegeben, zudem liegt ein weiterer Schwerpunkt auf Musik aus dem arabischen Raum. Eigens zur Umsetzung des konzeptionellen Zusammenspiels von Musik und Architektur wurde das Boulez Ensemble gegründet. Es setzt sich aus Musikern des West-Eastern Divan Orchestra, der Staatskapelle Berlin und wechselnden Gastmusikern aus aller Welt zusammen. Zudem bietet der Pierre Boulez Saal den Studierenden und Lehrenden der Barenboim–Said Akademie eine Bühne sich künstlerisch zu entwickeln, entsprechend dem Credo der Akademie: „Bildung durch Musik“.
Das Publikum trifft folglich neben dem außergewöhnlichen Raumkonzept auf eine weltoffene, global geprägte musikalischen Ausrichtung, die zum aktiven Zuhören auffordert und zur Kommunikation einlädt – Musik also auf allen Ebenen.
Daniel Barenboim über den Pierre Boulez Saal: