Seit 2017 vergibt concerti jährlich den Preis „Publikum des Jahres“, um den Scheinwerfer der Dankbarkeit umzudrehen und diejenigen zu würdigen, ohne die das gesamte Musikleben sinnlos wäre: die Menschen im Publikum.
Nie wurde das deutlicher als in den letzten beiden Jahren. 2021 konnte die Bewerbung des hr-Sinfonieorchesters die Jury unter dem Vorsitz von Martin Stadtfeld davon überzeugen, dass es das beste Publikum hat.
Die Preisverleihung fand vor einem Sinfoniekonzert unter Chefdirigent Alain Altinoglu am 10. Juni in der Alten Oper Frankfurt statt. Fleurop als Partner des concerti-Wettbewerbs verwandelte den Bühnenrand des Saals in ein sommerlich-exotisches Blumenmeer. Auf der Bühne beeindruckte Solist Renaud Capuçon mit zwei Werken Maurice Ravels: der Violinsonate in einer Bearbeitung für Orchester und der virtuosen Tzigane. Chefdirigent Alain Altinoglu führte durch ein spanisch-französisches Programm, das in Ravels „Boléro“ als Finale gipfelte.
Gregor Burgenmeister, Herausgeber und Chefredakteur von concerti, lobte das große Engagement des Publikums gerade in den letzten zwei Jahren und übergab den Scheck über das Preisgeld von 5.000 Euro, das in diesem Jahr vom Verlag selbst gestiftet wurde. Orchestermanager Michael Traub nahm den Preis stellvertretend entgegen: „Wir fühlen uns unglaublich geehrt.“ Vorgesehen ist das Geld für die Nachwuchsarbeit des Orchesters, und Traub verriet bereits, wie es eingesetzt wird: Für Kinder, die kein Konzert besuchen können, erstellt der hr eine barrierefrei erlebbare Version von Tschaikowskys „Nussknacker“. Außerdem wandte sich Michael Traub begeistert ans Auditorium: „Unsere Sprache ist die Musik, und die braucht Menschen, die sie hören. Erst mit Ihnen kommen wir zu Höchstleistungen. Ohne Sie ist ein Konzert kein vollständiges Konzert.“
Christoph Fassbender vom Orchestervorstand bedankte sich für die Urkunde und moderierte eine rührende Geste aus dem Orchester an. In den verschiedenen Landessprachen (samt deutscher Übersetzung) formulierten einzelne Musiker, was Ihnen das Publikum bedeutet: „Ein Orchester ohne sein Publikum ist wie ein Vogel ohne seine Flügel“ oder „Musik ohne Publikum ist wie ein Strand ohne Sonne“. Ganz passend zum Programm klingt das auf spanisch: „Ein Konzert ohne Publikum ist wie der „Boléro“ ohne Trommeln“.
Das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks konnte die lange Zeit ohne Publikum zwar durch zahlreiche Angebote im Internet überbrücken. Das Live-Erlebnis ersetzt aber das beste Streaming-Angebot nicht. So drückte es auch das Kamera-Team aus, das bei vielen Konzerten ohne Publikum mit dem Orchester im Saal war: „Ein Konzert ohne nahbares Publikum ist wie Leidenschaft ohne Nähe“.
Im Anschluss lud concerti-Partner „Fürst von Metternich“ die Konzertbesucher auf ein perlendes Getränk im Clara Schumann Foyer ein.
Sehen Sie hier das Video der Preisübergabe in Frankfurt.