Man spürt, ob das Publikum bei einem ist. Immer. Dabei weiß ich gar nicht, wie man das Gefühl beschreiben kann, wenn die Zuhörer nicht bei einem sind. Dann ist da irgendwie eine Distanz. Man ist machtlos und denkt sich: Eigentlich läuft doch alles gut, wir haben Spaß, warum kommt das jetzt nicht an? Später wiederum spielt man das gleiche Programm in einer anderen Stadt, und plötzlich klappt alles. Es ist nicht vorhersehbar. Die schönsten Publikumserlebnisse habe ich immer, wenn ich die Konzerte moderiere, weil man dann die Distanz zwischen dem Publikum und den Musikern auf der Bühne überwindet und nicht abgeschottet auf der Bühne steht und nur Musik macht. Man spürt dann immer, wie sich alle im Saal auf die Sache einlassen. Das klappt vor allem bei zeitgenössischer Musik sehr gut. Man kann das Publikum da wirklich begeistern, auch für besonders spröde Programme.
Überzeugt sein Publikum mit Moderation: Simon Höfele
Ich weiß nicht mehr ganz genau, wo es war, aber es war ein Konzert mit Simone Rubino, bei dem wir ein wirklich außergewöhnliches Programm gespielt haben. Das Publikum war im Durchschnitt sehr alt. Wir haben es aber geschafft, mit unserer Moderation die Musik sehr glaubhaft rüberzubringen und das Verkopfte, das ihr anhaftete, wegzunehmen. Nach dem Konzert kamen dann viele Leute begeistert auf uns zu, wobei jeder Satz stets so anfing: „Also, eigentlich mag ich zeitgenössische Musik ja gar nicht, aber…“. Häufig wissen viele nicht, was man mit dieser Musik aussagen will. Moderation bietet sich da einfach an, weil ich immer wieder feststelle, dass das Publikum sehr dankbar dafür ist, gerade dann, wenn ich noch eine persönliche Geschichte einbringe. Wenn man den Leuten, egal aus welcher Generation sie stammen und egal mit welcher Haltung sie in das Konzert gekommen sind, etwas an die Hand gibt, kann man sie auch für sich gewinnen. Ich bin selber immer sehr dankbar als Zuhörer, wenn jemand mit dem Publikum redet und seine Emotionen teilt. Zum Beispiel habe ich letztens ein Konzert mit Nils Mönkemeyer gehört. Er hat Jimi Hendrix’ „Voodoo Child“ auf der Bratsche interpretiert und vorab so nett erklärt, was ihn dazu bewogen hat. Es hat einfach wunderbar gepasst.
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