Was bleibt von einem Komponisten, wenn er stirbt? Im besten Fall seine Musik. Ein Grab. Ein Denkmal vielleicht. Zeit seines Lebens wurde Georg Philipp Telemann gefeiert wie sonst nur noch Bach und Händel und war die allererste Wahl des Hamburger Rats, als er 1721 die Stelle des „Director musices“ der fünf Hauptkirchen und des Kantors am Johanneum antrat. Fast 46 Jahre wirkte Telemann in Hamburg und hinterließ, als er 1767 starb, mehr als 3600 Werke – doppelt so viele wie Bach und Händel zusammen
Genie oder Vielschreiber?
Aber gerade diese immense Produktivität brachte ihn nach seinem Tod bald in den Verruf, ein mittelmäßiger „Vielschreiber“ zu sein. Man bemängelte seinen „weitschweifigen und oberflächlichen“ Stil, bezeichnete sein Wirken als „verfehlt und flach“. Viele jener Autoren des 19. Jahrhunderts, die derlei Urteile abgaben, kannten Telemanns Musik allerdings kaum, da sie im Schatten der Bach-Renaissance kaum aufgeführt wurde. Zudem gilt ein Großteil seines Œuvres bis heute als verschollen.
Eine Wiederentdeckung und Wertschätzung des Komponisten setzte erst im 20. Jahrhundert ein. Im Zuge dessen wurde 1958 die Hamburger Telemann-Gesellschaft gegründet, um mit Konzerten, Ausstellungen, Vorträgen und Publikationen Telemanns große Bedeutung für die Musik- und Kulturgeschichte wieder im allgemeinen Bewusstsein zu verankern. Ein Meilenstein im Wirken der Gesellschaft war im Mai 2011 die Eröffnung des weltweit ersten Telemann-Museums im Hamburger KomponistenQuartier in der Peterstraße.
Ein Feier für und mit Telemann
Ebendort wird am 5. Oktober mit „Musikalischen Überraschungen“ auch die Festwoche zum 60-jährigen Jubiläum der Gesellschaft eröffnet. Am Folgetag wird nach einer Festrede im Lichtwarksaal zu Telemanns Musik getanzt. Am Sonntag wandelt eine Stadtführung auf den Spuren des großen Barockmeisters, bevor abends die Hamburger Ratsmusik zu einem Konzert in den Kleinen Saal der Laeiszhalle lädt.
Ein Telemann-Denkmal gibt es bis heute nicht. Auch kein Grab. Nur eine kleine Gedenktafel im Michel, eine weitere an einem der Häuser der Peterstraße sowie eine im Boden neben dem Rathausportal, wo der Komponist auf dem Johanneum-Friedhof beigesetzt wurde. Das Wichtigste aber ist geblieben: Telemanns Musik.
Hören Sie hier Telemanns Concerto für Traversflöte und Blockflöte:
concerti-Termintipp:
60 Jahre Telemann-Gesellschaft Hamburg
5.-10.10.2018
Veronika Winter, Simone Eckert u. a.
Elphilharmonie, Lichtwarksaal, Telemann-Museum