„Da fehlt nichts!“, schrieb die Süddeutsche Zeitung über Magdalena Schnitzlers Inszenierung von Henry Purcells Semi-Oper „The Fairy Queen“ nach Shakespeares „A Midsummer Night’s Dream“ von 1692, die nun im Juli auch zum Highlight der Audi Sommerkonzerte in Ingolstadt wird. Eine „Semi-Oper“ – was kann das sein? Eine „halbe Oper“ mit 50 Prozent Arien, 50 Prozent Unterwelt oder Gral? Tatsächlich gab es diese Musikgattung und, wie nicht anders zu vermuten, in dem Land mit dem eigenwilligsten Humor: England. Anders als an den Höfen im übrigen Europa konnte im 17. Jahrhundert die italienische Oper mit ihren großen, pompös-pathetischen Helden- und Götter-Dramen an der Themse zunächst nicht richtig Fuß fassen. Angeblich ertrug das englische Gemüt, wie ein zeitgenössischer Dramaturg spöttisch bemerkte, den fortwährenden Gesang nicht. „Die Oper ist eine seltsame, aus Poesie und Musik zusammengestoppelte Arbeit, in der Dichter und Komponist sich schreckliche Mühe geben, ein schlechtes Werk zustande zu bringen“, lästerte ein Zeitgenosse.
Semi-Opern aber versprachen ein ganzes Vergnügen – allerdings nicht zum halben Preis. Für einen Shilling – so weiß man es aus der Aufführung von Purcells „The Fairy Queen“ – bekamen die Gentlemen ein einzigartiges Spektakel zu sehen: Drachen, Flugmaschinen, künstliche Feuerwerke und Fontänen, die das Wasser 12 Fuß hoch warfen. Ungeheuerliche 3 000 Pfund allerdings verschlang die Produktion, zu jener Zeit etwa das Jahresgehalt eines Lords – ein Bauer bekam 40 Pfund jährlich, ein Arbeiter gerade mal vier.
Audi Sommerkonzerte mit Wagner, Jazz und feinster Klaviermusik
Spannend wird es auch 330 Jahre später in Ingolstadt in der „großen multidisziplinären Show eines einmaligen Events“, wie Magdalena Schnitzler ihre Inszenierung beschreibt. Spektakuläre Breakdance-Einlagen gehören dazu sowie neu komponierte Musik. Entertainment pur also, das auch der Auftritt der Jazzrausch Bigband zwei Wochen später verspricht. Richard Wagner, der im Mittelpunkt eines weiteren Konzerts der Audi Sommerkonzerte mit Simon Rattle und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks steht, hätte all dies gefallen. Und vielleicht auch dem begnadeten Grigory Sokolov, mit dessen Recital die Konzertreihe schließt.