Als 1404 erstmals die Thüringer Bratwurst erwähnt wurde, hatte Arnstadt schon 700 Jahre auf dem Buckel. Bis heute bewahrte sich das Städtchen der Porzellanpüppchen seinen Kleinod-Charakter, der auch den Charme des Bach-Festival Arnstadt ausmacht. Denn das ist eines der kleinsten der Festgemeinde und schlüpfte wohl auch deswegen in diesem Jahr unter die Fittiche der Thüringer Bachwochen, die zeitgleich im ganzen Freistaat stattfinden.
Arnstadt war nicht nur für Johann Sebastian die erste Karrierestation. Seine weit verzweigte Familie hinterließ nicht weniger als neunzehn Wohnstätten in der ältesten deutschen Stadt außerhalb des Limes. Der berühmteste Sohn hielt es zwar hier nur vier Jahre aus, scheint aber noch immer anwesend. 1703 nahm er die Orgel von Johann Friedrich Wender in der heutigen Bachkirche ab – die einzige im Originalzustand, auf der noch der Großmeister gespielt hat. Im Rahmen des Festivals gibt es eine Führung des ortsansässigen Kantors durch das beeindruckende Barockinstrument.
Bach-Festival Arnstadt beschließt mit Kantaten
Überhaupt spielt das Städtchen natürlich seine Glaubwürdigkeit als historischer Ort aus, die es so – außer in Leipzig – wohl kaum irgendwo auf Bachs Karrierespur gibt. Besondere Stadtführungen machen mit seinen Wirkungsstätten und berühmten Kulinaria vertraut, wobei natürlich auch die berühmte Thüringer Roster nicht fehlen darf. Eine Bustour geht auf Entdeckungsreise durch die orgelreiche Umgebung, und Leipzigs Bachguru Michael Maul, der im Radio den Meister auf großartige Weise nahbar macht, stellt seine neueste Liebeserklärung an die „wunderbaren Werke“ des J. S. in Buchform vor.
300 Jahre nach der Schöpfung von Bachs berühmtesten Kirchenmusiken glänzt vor allem das Abschlusskonzert der Gaechinger Cantorey mit der Fülle des Kantatenwerks. Im Projekt „Vision.Bach“ studiert das berühmte Ensemble unter Hans-Christoph Rademann enzyklopädisch die sechzig größten Würfe aus den „großen Leipziger Jahren“ ein und lässt auch die Arnstädter daran teilhaben.
Ansonsten überlässt das Programm den großen Bach eher kleinen Ensembles in ungewöhnlichen Besetzungen. So bleibt das Festival familiär, die Landschaft reizend und die Thüringer Küche köstlich. Denn in Arnstadt geht es vor allem um eins: Authentizität.