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Porträt Hamburg-Shanghai-Festival

Blick über den Tellerrand

Das deutsch-chinesische Festival der Musikhochschule gewährt Einblick in die Kompositionswerkstatt

vonAnna Novák,

Musik lebt vom Austausch. Wenn Musik beginnt, statisch und einseitig zu werden, hört sie auf, lebendig zu sein. Umso wichtiger sind Kooperationen, die den Austausch ermöglichen: den gedanklichen ebenso wie den musikalischen Austausch. Über den Tellerrand blicken, eine neue Gegend erkunden, Musik kennen- und eine fremde Kultur verstehen lernen.

Die Hochschule für Musik und Theater versucht in ihrer Arbeit, immer wieder ein Impulsgeber zu sein und den Musikstudierenden eine Plattform für eben diesen Austausch zu bieten. So auch im Oktober: Hinter dem Titel „Hamburg-Shanghai-Festival“ verbirgt sich ein Wochenende, das dem deutsch-chinesischen Austausch gewidmet ist – ein Wochenende voller kultureller Gegensätzlichkeiten und vor allem voller Musik. Studenten und Dozenten des Konservatoriums Shanghai sind an der HfMT zu Gast und gestalten Konzerte, Workshops und Vorträge. Sie geben damit einen Einblick in ihren Unterrichtsalltag und in ihr Schaffen, denn im Mittelpunkt des Programms steht die Musik fünf chinesischer Komponisten. Manche Werke wurden extra für das „Hamburg-Shanghai-Festival“ geschrieben und werden in der „Alsterphilharmonie“ ihre Uraufführung feiern.

Initiator des Festivals ist Georg Hajdu, Komponist und Professor für Multimediale Komposition an der HfMT. Sein Kollege Chen Xiao Yong ist indes die Brücke zwischen der Hochschule und dem Konservatorium in Shanghai. Als ehemaliger Kompositionsstudent von Györgi Ligeti kam er nach Deutschland, mittlerweile ist er Honorarprofessor der HfMT.

Ein deutsch-chinesischer Austausch liegt angesichts der Omnipräsenz der asiatischen Talente in der klassischen Musik nahe. Aber dahinter steckt viel mehr, sagt Georg Hajdu: „China ist nicht nur eine aufstrebende Nation, sondern blickt auch auf eine sehr alte Kultur zurück.“ Aus der Zusammenarbeit mit dem Konservatorium Shanghai erhofft sich Hajdu einen weitergehenden Lerneffekt – für beide Seiten: „Wir gehen oft sehr rational, sehr verkopft an Musik heran. Die Chinesen gehen ungezwungener mit Musik um, oft eher instinktiv.“ Somit könnte das Shanghai-Festival ein Moment der Symbiose beider Nationen werden, die für die Hamburger Kompositionsstudenten einen nachhaltigen Einfluss haben kann: „Als Kompositionslehrer setze ich meine Studenten einer neuen Erfahrung aus“, erklärt Hajdu. „Es ist wichtig zu erfahren, wie in einer anderen Kultur neue Musik praktiziert wird.“ Das gelte für die deutschen wie für die chinesischen Studenten: „Als Komponist muss man seine eigene Arbeit immer wieder neu in eine Perspektive setzen, sonst läuft man Gefahr, nur auf den eigenen Bauchnabel zu schauen.“

Für die Besucher ist das „Hamburg-Shanghai-Festival“ eine gute Gelegenheit, über den musikalischen Tellerrand zu schauen und die klingenden Erzeugnisse der Studierenden aus Shanghai zu entdecken. „In China gibt es ganz spannende Crossover-Tendenzen: Die Komponisten kombinieren alte Tradition und westliche Einflüsse.“ Der Austausch zwischen Hamburg und Shanghai sei etwas ganz besonderes, freut sich Hajdu. Außerdem: „Das Festival ist eine einmalige Gelegenheit, die Werkstatt der Komponisten kennenzulernen!“

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