„code modern“ – Hashtag „#cmf_2021“. Das klingt ein bisschen wie der Titel einer Komposition von Marc André, der seine Werke gerne mit Kürzel und Zahlen „kodifiziert“. Doch das Hashtag steht für ein neues Festival Neuer Musik im ländlichen Raum Südbayerns, ein Pilotprojekt, das über zwei Jahre (2021/2022) angelegt ist und „rund ums Jahr in der Region präsent sein“ wird, wie die Initiatorin Carolin Widmann euphorisch mitteilt. Widmann hat sich nicht nur als Interpretin klassischer Konzerte einen Namen gemacht. Sie ist auch für ihre analytische Intelligenz und eine geradezu emphatische Liebe zum intellektuellen Diskurs bekannt. Sie könnte stundenlang darüber sprechen, „wie spannend“ Neue Musik ist und sich darüber wundern, „warum der Rest der Welt das nicht mitkriegt!“, sagt sie im Gespräch. Prägend für ihren offenen Geist war nicht nur die Kindheit an der Seite ihres Bruders, des Komponisten Jörg Widmanns. Prägend waren auch die Jahre in Boston an der Harvard University, an der sie Musik und Philosophie studierte. „Die haben uns aufgefordert, eigene Gedanken zu entwickeln, in die Tiefe zu gehen.“ Für ihre Bemühungen um die zeitgenössische Musik verlieh ihr die Forberg-Schneider-Stiftung 2004 den Belmont-Preis. 2017 wurde sie mit dem Bayerischen Staatspreis für Musik für ihre Individualität und ihr außerordentliches musikalisches Können ausgezeichnet.
Musikalischer Streifzug durchs Museum
In den ersten sieben Konzerten des Festivals treffen Komponisten und Musiker aus Frankreich (Brest), Deutschland (München) und der Schweiz (Zürich) aufeinander, um „die Gegenwart“ erklingen zu lassen. „Musik sehen, Kunst hören“ heißt es etwa beim moderierten Wandelkonzert „FACE2face@Kochel“ durch die Etagen des Franz-Marc-Museums am Kochelsee. Das Trio Coriolis interpretiert Werke von Salvatore Sciarrino, Daniela Terranova, Roman Haubenstock-Ramati und Jefim Golyscheff. Mit „Punkt, Linie, Fläche. Musik“ ist das ebenfalls moderierte Open-Air-Konzert „FACE2face@Murnau“ im Schlossmuseum Murnau überschrieben. Streichquartette von Elisabeth Fußeder, Maximilian Leicher und Aydin Pfeiffer werden uraufgeführt. Und weitere Kompositionen von Minas Borboudakis und György Kurtág. Interpretiert werden die Werke von dem neugegründeten Ensemble der/gelbe/klang.
Begegnungen und Uraufführungen
Für September sind zwei weitere Festivalkonzerte geplant. „Drehscheibe@MOD“ führt in die Bayerische Musikakademie nach Marktoberdorf, in den Landkreis Ostallgäu. Nach der Devise „So klingt Europa heute“ treffen Musiker aus drei Ländern aufeinander, darunter das Collegium Novum aus Zürich, das Ensemble Sillages aus Brest und der/gelbe/klang aus München. Auf dem Programm stehen zwei Uraufführungen: „Counting Dances“ für Cimbalom und Blechbläserquartett von Moritz Eggert und KP Weranis neues Werk für Bandoneon und Streichquintett. Außerdem erklingen Kompositionen von Minas Borboudakis, Rebecca Saunders und Péter Eötvös. Drei Tage später, am 29. September, treten die Musiker mit dem gleichen Programm in München, im neu eröffneten Konzertsaal des Kreativquartiers „schwere reiter“ in der Dachauer Straße auf.
Mekka der Blasinstrumente
Etwa 45 Kilometer südlich, im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, befindet sich Geretsried. Der Ort ist so etwas wie das Mekka der Bläser. Hier findet sich einer der sechs deutschen Produktionsstandorte der französischen „Buffet Crampon“-Gruppe, die etliche Instrumentenmarken vertritt. Unter einem Dach kann man sämtliche Blech- und Holzblasinstrumente anschauen und ausprobieren – von der Piccolo-Trompete bis hin zur Kontrabass-Tuba. Im Herbst wird Posaunist Fabrice Millischer von der Hochschule für Musik Freiburg hier eine Meisterklasse geben.
Zurück zum deutsch-französischen Komponisten Mark André. Zwei Konzerte in Tutzing am 8. und 9. Juli sind seinen Werken gewidmet. Ein Salon-Gesprächskonzert in der renommierten Evangelischen Akademie und ein Konzert-Happening in der Christuskirche. Auf dem Programm: „iv II“ für Violoncello und „Als I“ für Bassklarinette, Violoncello und Klavier.
code modern festival
4.7.2021-7.1.2022
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