Wer eine Pause vom etablierten Konzertrepertoire braucht, sollte im Februar die cresc-Biennale im Großraum Frankfurt besuchen. Denn das im Rhein-Main-Gebiet angesiedelte Musikfestival glänzt mit einem großzügig angelegten und thematisch klar kuratierten Programm, das sich vor allem durch eine Vielzahl an Uraufführung neuer Werke auszeichnet – so neu, dass einige (noch) keinen Namen haben. Das dreiwöchige Festival deckt ein breites Spektrum ab, von Orchester- und Kammermusik über Werke für solistische Besetzung bis hin zu Installationen mit Licht und Elektronik. Und das nicht nur im Klassikbereich, sondern auch im Jazz. Es werden Komponisten aller Altersstufen vertreten sein, etwa Alexander Schubert und Sofia Gubaidulina, aber auch verschiedene junge und etablierte Ensembles, darunter hr-Big Band und -Sinfonieorchester sowie das Ensemble Modern.
Stoffliche und musikalische Strukturen
Unter dem Motto „Fadenspiele“ haben sich die Veranstalter auf Werke fokussiert, die sich mit dem Verhältnis von Musik zu (gewebten) Stoffen und Strukturen beschäftigen – aber auch mit der Bedeutung von Spielen mit Fäden als Abbild des Sternenhimmels. Ob mit Morton Feldmans „Coptic Light“, das vom Interesse seines Schöpfers an Textilien des gleichnamigen Raumes zeugt, oder beim Ineinanderweben von Klängen und Geräuschen in Tanz-Performances von Rebecca Saunders – die cresc-Biennale ist breit aufgestellt. Highlight des Festivals ist eine Klanginstallation an verschiedenen Orten, darunter den Sternwarten in Frankfurt und Wiesbaden, die mehrfach und zu verschiedenen Uhrzeiten zu hören ist. In einer Bearbeitung von Ensemble Modern-Mitglied Hermann Kretzschmar wird John Cages „Atlas Eclipticalis“ zu hören sein. Cage hatte dabei die Idee, eine Sternkarte und dessen dargestellte Konstellationen als Vorlage für die Notation eines Werks zu nutzen und als Projektion hörbar zu machen.