Keine lauen Nachmittage, kein Kaffeehausgeplänkel auf der Terrasse vom Tomaselli, kein babylonisches Gassengewirr und die Plätze von Salzburg werden von Passanten zügig überquert. Die Mozartwoche, das sind Festspiele des Winters. Da zeigt der Genius loci ein fröstelndes Gesicht. Vielleicht ist die kalte Jahreszeit gerade die beste für Mozart. Nicht nur, weil er in dieser Zeit, am 27. Januar 1756, in dieser Stadt das Licht der Welt erblickte, weshalb die Mozartwoche seit 1956 stets um diesen Termin herum arrangiert wird. Auch weil es im winterlich verschneiten Salzburg weniger Trubel und Ablenkungen gibt. Da passt es, dass in der Woche nicht nur große Stücke des Meisters aufgeführt werden, sondern der Fokus mehr auf Seitenkompositionen, Versuche und Experimente gelenkt wird – Annäherungen an die Genialität des Komponisten.
Raritäten von internationalen Stars
Der Veranstalter der Mozartwoche, die Internationale Stiftung Mozarteum, beschert Mozart-Liebhabern, die mit ihrem Idol intim sein wollen, Opernaufführungen, Orchester-, Kammer- und Solisten-Konzerte, die nicht allzu oft zu hören sind. So wird Mozart anders erlebbar. International gefeierte Solisten wie Rolando Villazón, Olga Peretyatko, Patricia Kopatchinskaja oder Pierre-Laurent Aimard werden auf der Bühne stehen. Aufspielen werden die Wiener Philharmoniker, das Mozarteumorchester und das Sinfonieorchester Salzburg, das Freiburger Barockorchester und das Scottish Chamber Orchestra. Dirigieren werden Paavo Järvi und Daniel Barenboim, aber auch András Schiff, der zugleich als Pianist auftritt. Die Konzerte finden im Großen Saal des Mozarteums, im Mozart-Wohnhaus, im Großen Festspielhaus und der Aula der Universitäts statt. Der mehrfach ausgezeichnete französische Dirigent Marc Minkowski wird, wie schon 2013, als Künstlerischer Leiter amtieren.
Auf Glucks Spuren der Opernrevolution
Minkowski eröffnet die traditionsreiche Mozartwoche mit Christoph Willibald Glucks Orfeo ed Euridice und den von ihm geführten Musiciens du Louvre Grenoble samt einer hochkarätigen Sängerriege. Ivan Alexandre führt Regie, Pierre-André Weitz zeichnet für die Ausstattung veranwortlich. Die Titelrollen verkörpern Bejun Mehta und Camilla Tilling, ihnen zur Seite stehen Ana Quintans und Uli Kirsch, die Chorpartie singt der Salzburger Bachchor.
Die Mozartwoche 2014 ehrt damit den bedeutendsten Komponisten der Vorklassik und Erneuerer der modernen Oper im 18. Jahrhundert, Christoph Willibald Ritter von Gluck (1714-1787) aus der Oberpfalz, dessen 300. Geburtstag am 2. Juli ansteht. Gluck war unzufrieden mit den führenden Opernformen seiner Zeit, Opera seria und Opera buffa, vordergründigen Effekten und der kehlfertigen Musik der Sänger. Er wollte zurück zur Oper, die menschliche Dramen, Leidenschaft und Schicksale in den Vordergrund stellt. Mit 44 Jahren brachte er die erste komische Oper auf die Bühne. Damit überwand er die starre vorgegebene höfische Tradition und ersetzte sie durch einen sinnvoll dramaturgischen Ablauf. Seine zum ersten Mal 1762 aufgeführte Oper Orfeo ed Euridice erhob ihn zum Schöpfer einer neuen Musik. Mozart, aber auch Beethoven und Richard Strauss sahen in seiner Theorie den Anfang der modernen Bühnenmusik.
Das einzige Kinderorchester Österreichs
Der Geschäftsführer der Mozartwoche, Matthias Schulz, ist stolz auf „das einzige Kinderorchester Österreichs“. Rekrutiert wird es aus sieben bis zwölf Jahre alten Musikschülern, „die viel spielerischer und unbedarfter an das Thema Mozart herangehen. Spaß und Dynamik in der Gemeinschaft spornen sie an, das ist auch für musikerfahrene Besucher ein Erlebnis“, sagt er. Er muss es wissen, seine Tochter geigt begeisterter als je zuvor.
Die Festivaldaten im Überblick:
Zeitraum: 23.1. – 2.2.2014
Ort: Salzburg
Künstler: András Schiff, Marc Minkowski, Bejun Mehta, René Jacobs, Daniel Barenboim, Hille Perl, Paavo Järvi, Joshua Bell, Rolando Villazón u.a.
Termine und weiterführende Infos finden Sie hier.
Was es im Bereich Festival außerhalb von Sachsen-Anhalt zu entdecken gibt, stellen wir Ihnen in unserem Festivalguide vor.