So manche Stadt hat sich mit dem Titel „Nibelungenstadt“ geschmückt, doch im Falle von Passau geschieht dies zu Recht. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das Nibelungenlied um 1200 in der Dreiflüssestadt am Hof des Fürstbischofs Wolfger von Erla entstanden. Mittelalterforscher sehen in der Stadt Passau um 1200 nicht nur ein bedeutendes literarisches Zentrum. Sprachlich weist der Text in den südöstlichen Donauraum, zudem wird Passau im Nibelungenlied mehrfach erwähnt, obwohl die Stadt nur eine Zwischenstation auf dem Weg ins Hunnenreich ist.
Europäische Wochen Passau: Das ganz Dorf macht mit
In einem monumentalen Ereignis mit etwa 140 Mitwirkenden werden am 1. Juli 2023 die Festspiele „Europäische Wochen Passau“ mit Enjott Schneiders Bühnenwerk „Kriemhild“ eröffnet, der Geschichte um die stolze Gemahlin von Siegfried, die nach dessen Ermordung auch nach ihrer Heirat mit dem Hunnenkönig Attila auf Rache sinnt, zugleich aber Opfer von Intrigen wird. Man hätte für die Uraufführung (für Solosopran, Chorgesang, Sinfonieorchester und elektronische Zuspielungen) mit „einem Welt-Orchester“ arbeiten können, doch die Vorgabe sei gewesen, dass „das ganze Dorf mitmacht“, klagte der Komponist der Filmmusik von „Schlafes Bruder“, „Herbstmilch“ und „Stalingrad“ bei der Vorstellung des Projekts, weil entschieden wurde, sich auf Passauer Akteure zu beschränken. Erzählt wird die Geschichte um Liebe und Leid, um Schuld und Unschuld, um Vergebung und Vergeltung vom „Tatort-Kommissar“ Miroslav Nemec.