Im Zentrum des diesjährigen Festivals für Alte Musik Knechtsteden stehen Werke von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn, zusammengefasst unter dem Motto „Visionäre“. Beide Komponisten eint, dass sie Traditionen und Altbewährtes nicht mutwillig zertrümmerten, um etwas völlig Neues zu schaffen, sondern dass sie vielmehr darauf aufbauten und auf diesem Fundament neue Wege einschlugen.
Dabei stehen in den Konzerten in der Klosteranlage nicht nur große Klassiker der Musikliteratur wie Bachs h-Moll-Messe oder Mendelssohns Oratorium „Paulus“ auf dem Spielplan, sondern auch unbekanntere Preziosen, etwa die Gesänge aus der Notre-Dame-Schule. Von ihr hat zwar der eine oder andere schon zu Schulzeiten gehört, jedoch sind sie selten live zu erleben. Das Prager Tiburtina Ensemble lädt am 23. September die Zuhörer ein zu einer Zeitreise ins Paris des 13. Jahrhunderts, wo mit Leonin und Perotin die wichtigsten Vertreter der Epoche wirkten. Auch sie waren Visionäre, haben sie doch die Gregorianik konsequent weiterentwickelt und den Weg geebnet zur polyfonen Musik des Abendlandes.