Vier Jahre lang trafen sich neun junge Komponisten aus drei verschiedenen Ländern, um einen Jubilar zu feiern. Den Höhepunkt dieser Zusammenarbeit sollte das von der Berliner Akademie der Künste veranstaltete Festival „Labor Beethoven 2020“ bilden. Nicht nur sollten die zeitgenössischen und experimentellen Abschlusswerke der Komponisten aus Basel, Tel Aviv und Thessaloniki auf Grundlage von Beethovens Œuvre präsentiert werden: Unter anderem waren auch eine Musiktheaterinstallation des „Fidelio“ mit dem Opernensemble Novoflot sowie eine Klanginstallation vor der Akademie der Künste auf Grundlage von Beethovens 6. Sinfonie geplant.
Doch während am ersten Tag noch etwa fünfzig Besucher zu den Konzerten kommen konnten, ereilte die Veranstalter bereits am nächsten Tag der Beschluss des Senats, alle Veranstaltungen wegen des sich ausbreitenden Corona-Virus abzusagen. Das Festival mitten im Geschehen für das Publikum zu schließen „tat uns allen in der Seele weh“, erklärt Julia Gerlach, Sekretärin der Sektion Musik der Akademie der Künste Berlin. „Aus dem Moment des Schließens heraus entstand jedoch eine große Entschlossenheit aller, noch alle Werke zu Ende zu proben und in Ton und Bild aufzunehmen. Das war beeindruckend.“ Da bereits viele Künstler nach Berlin gereist waren und eine Dokumentation angedacht war, konnten die Veranstalter schnell reagieren und eine adäquate Aufzeichnung ermöglichen.
„Labor Beethoven 2020“ online erlebbar
So können ab heute nicht nur alle Konzerte online erlebt werden, sondern auch die Ausstellung „Labor 1802-2020“. Hierfür wurden alle Objekte fotografiert, betextet und entweder durch ein Interview mit dem Künstler oder ein Video über die Funktionsweise des Ausstellungsstücks ergänzt. Gerlach ist begeistert: „Diese hohe Konzentration aller Beteiligten bei der Aufnahme der über zehn Uraufführungswerke ist in allen nun verfügbaren Filmen zu spüren. Auch die Ausstellung hat im digitalen Raum eine adäquate Form gefunden, die das Erkunden eines besonderen Wissensraums, insbesondere zum experimentellen Charakter der Beethoven-Zeit detailreich ermöglicht.“
Die Zusammenarbeit aller Beteiligten hat gezeigt, dass Kultur in hohen Standards auch online erlebbar sein kann. Somit geht weder die jahrelange Arbeit der Komponisten verloren, noch musste das gesamte Festival abgesagt werden. Davon profitieren sowohl die Künstler wie auch das Publikum. Abschließend erklärt Julia Gerlach: „Das Festival in der aktuellen Krise noch zu einem so umfassenden und vor allem nachhaltigen Abschluss bringen zu können, macht mich glücklich.“
concerti-Tipp:
Festival „Labor Beethoven 2020“
Virtuell abrufbar ab 6.6.2020
Sehen Sie den Trailer zum Festival „Labor Beethoven 2020“:
Sehen Sie den Trailer zur Ausstellung „Labor 1802-2020“: