Sie liegt zweieinhalb Kilometer vor Rügen, ist nur 94 Hektar groß und gleichwohl einer der magischsten Orte in Mecklenburg-Vorpommern: Die Insel Vilm gehört schon seit 1913 ganz der Natur und beherbergt einen der letzten Urwälder Europas. Zu DDR-Zeiten als Elitenurlaubsinsel unzugänglich, ist der Zutritt auch heute noch aus Naturschutzgründen nur mit geführten Exkursionen möglich – oder eben musikalisch mit dem Festspielfrühling Rügen.
Solche Szenerien sind es, die gerade im Frühling das gleichzeitige Erwachen von Natur und Kultur so besonders machen, wenn der Sanddorn an den Dünen zu blühen beginnt und das Meer eine so eigenartige Farbe annimmt, weil die Sonne sich noch aus flachem Zenit darin spiegelt. Nicht umsonst setzten Caspar David Friedrich und Kollegen der Küstenlandschaft auf Deutschlands größter Insel herausragende bildnerische Denkmale, die übrigens auch Anlass für Konzerte geben.Als Ableger der Sommerfestspiele im ganzen Bundesland konnte 2022 nach zweijähriger Corona-Pause der Festspielfrühling erstmals wieder stattfinden, und in diesem Jahr löst die erst 22 Jahre junge niederländische Geigerin Noa Wildschut ihren Kollegen Daniel Hope als künstlerische Leitung ab. Dafür spielt sie nicht nur selbst, sondern lädt sich zu zwei Dutzend Konzerten auch viele musikalische Freunde, erstklassige Solisten und teils neue Talente ein.
Eine gemeinsame Reise durch den Frühling
So gibt es nicht nur Orchesterauftritte mit der Berliner Lautten Compagney und der heimischen Neubrandenburger Philharmonie zu bestaunen, sondern natürlich vor allem Kammermusik mit großen Namen zu erleben. Auch abseits festivalausgetretener Pfade locken Lesungen mit Musik, Tangoklänge, Schlagwerkzauber und eine Jazzsession mit Nils Landgren samt Empfang im Cliff Hotel.
Ob Spaziergang, kulinarische Führung oder Klavierrezital im Gemeindehaus: Hier sind Publikum und Musiker ganz nah beieinander, machen sich zusammen auf eine Reise durch den Frühling. Was familiär klingt, ist auch so gemeint: Viele Künstler wohnen selbst auf der Insel, geben ihre schon legendär gewordenen Meisterkurse für Laien und schwatzen nach den Konzerten mit ihrem Publikum. Fehlt nur noch der gemeinsame Spaziergang durch den noch kühlen Sand.