Spanien kann wieder aufatmen. Mit dem Corona-bedingten Alarmzustand enden am 21. Juni auch die Einreisebeschränkungen für Bürger des Schengen-Raums, und die iberische Halbinsel kann ihrem Ruf als beliebtes Ferienziel wieder gerecht werden. Wer nicht nur Sonne, sondern auch Kultur tanken möchte, startet am besten gleich bis in den Süden Andalusiens durch, wo alljährlich im Sommer beim Granada Festival die Crème de la Crème der spanischen Musik- und Tanzszene zusammenkommt – und erstmals in diesem Jahr auch viele namhafte Künstler der internationalen Klassikszene anreisen wie die Pianisten Grigory Sokolov, Krystian Zimerman und Daniel Barenboim, Tenor Ian Bostridge, Sopranistin Nuria Rial oder Dirigent Thomas Hengelbrock.
Neue Fackel der europäischen Festivalszene
Während anderorts der Corona-Kahlschlag nur noch wenig übrig ließ von groß angelegten Festivalplänen, tritt der neue Intendant Antonio Moral die Flucht nach vorne an und entzündet mit dem diesjährigen Programm in Granada eine Fackel, die als verlockendes Licht über die europäische Festivalszene strahlt – und das trotz finanzieller Kürzungen von fast 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach Absage der ersten Periode im Juni wurde kurzerhand ein neues Konzept entwickelt, das Granada Festival ausgebaut und bis zum 26. Juli verlängert. Die Konzerte finden größtenteils im Freien in historischen Spielstätten der Alhambra und der Altstadt Granadas statt.
Beethoven erobert die Alhambra
Zum Start am 25. Juni werden Orquesta y Coro Ciudad de Granada unter der Leitung von Andrea Marcon mit Mozarts Requiem in der Kathedrale der Opfer der Corona-Pandemie gedenken. Die folgenden Konzerte bis zum 7. Juli eröffnen als Stream auf der Website des Festivals zauberhafte Perspektiven: Sieben Solisten – darunter Gitarrist Pepe Romero, Gambist Jordi Savall und Geiger Fabio Biondi – musizieren an den schönsten Orten der Stadt. Ab dem 9. Juli wird wieder vor Publikum gespielt. Im Palast Karl V. in der Alhambra feiern die vier großen spanischen Klangkörper – das Orquesta Ciudad de Granada, das Orquesta Nacional de España, das Orquestra de la Comunitat Valenciana und das Orquesta Sinfónica de Galicia – den Jubilar Ludwig van Beethoven mit den Aufführungen seiner neun Sinfonien sowie seiner fünf Klavierkonzerte.
Musik und Tanz in atemberaubender Kulisse
Nachdem Igor Levit seine Konzerte mit den letzten drei Beethoven-Sonaten bei den Salzburger Festspielen und dem Lucerne Festival wegen Corona absagen musste, debütiert er mit diesen höchst anspruchsvollen Werken nun in Granada. Nach 41 Jahren kehrt auch Martha Argerich nach Granada zurück, wo sie mit dem französischen Geiger Renaud Capuçon die Klangwelten Beethovens, Schumanns und Prokofjews erkundet. Freuen darf man sich auf 35 Werke der spanischen Musik und Ausflüge in die Epochen Mittelalter, Renaissance und Barock ebenso wie auf drei Ballettkompanien und feurig lodernde Flamenco-Abende. Die idyllischen Winkel der Altstadt, die märchenhafte Alhambra und die traumhaften Generalife-Gärten bieten hierfür eine atemberaubende Kulisse.
Granada Festival