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Porträt Zeitkunst-Festival

Grenzüberschreitungen

Das Zeitkunst-Festival im Radialsystem sucht den Dialog zwischen Musik und Literatur

vonCorina Kolbe,

Was passiert, wenn Edgar Varèse, Arnold Schönberg und zeitgenössische Komponisten auf internationale Literatur der Gegenwart treffen? Das Zeitkunst Festival sucht nach kreativen Antworten, um Grenzen zwischen verschiedenen Künsten zu überschreiten. Im Berliner Radialsystem will das Festival mit Konzertlesungen, Performances und szenischen Darbietungen neue Dialoge auslösen – nicht nur zwischen Mitwirkenden, sondern auch zwischen Künstlern und Publikum. 

Die Idee zu Zeitkunst wurde von dem Cellisten Julian Arp, dem Pianisten Caspar Frantz sowie dem Autor und Verleger Johannes CS Frank entwickelt. Die drei kennen sich seit langem – Arp und Frantz treten schon seit 1997 als Kammermusik-Duo auf. „Wir waren neugierig darauf, über den Tellerrand hinauszuschauen“, sagt Caspar Frantz. „Brückenschläge um jeden Preis sind dabei nicht unser Ziel. Manchmal muss man auch gar keine Grenzen überwinden. Gemeinsamkeiten zeigen sich oft gerade da, wo man sie überhaupt nicht vermutet.“

Im Radialsystem stehen etwa Werke des englischen Renaissance-Komponisten John Dowland und Igor Strawinskys Petruschka neben Stücken von Astor Piazzolla und Uraufführungen anerkannter junger Komponisten wie Helena Winkelmann auf dem Programm. Dabei kommen die klassischen Instrumente auch elektronisch verstärkt zum Einsatz. Dazu werden Texte ausgewählter zeitgenössischer Autoren auf Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch und Spanisch vorgetragen. Bei allen Mitwirkenden ist der Wunsch zu verspüren, gemeinsam etwas Neues zu gestalten.

„Bei einer Aufführung ist die Originalsprache sehr wichtig“, meint Johannes CS Frank. „Damit können wir den Dialog zwischen den Künsten unverfälscht auf die Bühne bringen.“ Anders als bei konkreter Poesie soll aber weniger die akustische Dimension von Sprache, sondern in erster Linie der Inhalt der Texte im Vordergrund stehen. Zeitgenössische Kammermusik und Literatur der Gegenwart begegnen sich nach Ansicht von Frank auf gleicher Augenhöhe. Das Publikum kann alle fremdsprachigen Texte in deutscher Übersetzung nachlesen.

Nach den vier Aufführungen in Berlin am 12. und 13. November zieht das Festival weiter nach Paris, im Frühjahr 2012 präsentiert sich Zeitkunst in Tel Aviv, bevor es im Herbst nach Rio de Janeiro und Bukarest geht. „Das sind Orte, an denen das Publikum ein ganz unterschiedliches Verständnis von Modernität hat“, meint Frantz.

Die internationale Ausrichtung des 2009 gegründeten Festivals liegt den Initiatoren sehr am Herzen. „Mit der Zeit haben wir immer mehr Kontakte zu Künstlern in anderen Ländern geknüpft“, sagt Julian Arp. Besonders eng sind die Verbindungen nach Israel, wo die drei bereits häufig aufgetreten sind. Johannes CS Frank ist auch Mitinitiator des deutsch-israelischen Austausches „Alltag“.

Frantz, Arp und Frank sind offen für neue Begegnungen mit Musikern und Autoren, die sich auf ihr Experiment einlassen wollen. „Dabei wollen wir allerdings nicht auf Biegen und Brechen expandieren“, meint der Pianist. „Ohne eine gewisse Intimität können wir unsere Projekte nicht umsetzen. Dazu müssen die Künstler Zeit haben, sich untereinander kennenzulernen.“

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