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Güldener Herbst 2019

Vergessene Werke aus thüringischen Archiven erklingen an authentischen Orten

Unter dem Motto „Musik.Dynastie“ erkundet der „Güldene Herbst“ das Zusammenspiel von Macht und Musik.

vonRoland H. Dippel,

Sogar für Experten ist das Geflecht der musikalischen Überlieferungen im heutigen Thüringen nur schwer durchschaubar. An Höfen in Saalfeld, Gotha, Sondershausen, Weimar und Meiningen gab es ein opulentes Musikleben. Die Familie Bach ist nur eine Gruppe neben vielen erst in jüngster Zeit wiederentdeckten Komponisten. In seiner 21. Ausgabe stellt das Festival „Güldener Herbst“ vom 20. bis zum 29. September eine zwangsläufig lückenhafte und doch imposante Auswahl von Werken vor. „Musik – Macht – Dynastien“ reflektiert Festivalleiterin Prof. Helen Geyer in der Schlosskirche Friedenstein in Gotha das Motto des Festivaljahres 2019. Gemeint sind auch die Familien Couperin und Scarlatti, deren Traditionslinien die Cembalistin Monica Ripamonti in der St.-Petri-Kirche Wandersleben zueinander in Beziehung setzen wird.

Mit dem Vokal­ensemble Singer Pur erklingen in der Liebfrauenkirche Arnstadt nach einer Präsentation von Christoph Meixner Werke aus den von Günther XLI. von Schwarzburg-Arnstadt und Catharina von Nassau-Dillenburg im 16. Jahrhundert angeschafften Prachtchorbüchern aus Antwerpen und Paris. In der Michaeliskirche Erfurt spielt das renommierte Bläser­ensemble Capella de la Torre Werke, die musikalische Verbindungsstränge zwischen Kaiser Karl V. und der Reformation in Mitteldeutschland hörbar machen. Gerd Amelung stellt mit dem Sopranisten Philipp Mathmann in der Schlosskirche Gotha italienisches Kantatenrepertoire aus den Sammlungen Sondershausen und Meiningen vor.

Güldener Herbst: Entdeckerfreude und Experimentierlust

Eröffnung und Finale der „Musik.Dynastien“ im „Güldenen Herbst“ bestreiten zwei sich durch Entdeckerfreude und Experimentierlust auszeichnende Ensembles. Wolfgang Katschner, dessen szenische Produktion von Bachs Weißenfelser Kantaten beim Bachfest gefeiert wurde, stellt eigene Arrangements von Bach-Motetten vor, für die er sich an der von Michael Praetorius beschriebenen Instrumenta­tionspraxis für geistliche Vokalmusik des 17. Jahrhunderts orientierte. Die lautten compagney Berlin setzt Werke von dessen Thüringer Vorfahren aus dem „Altbachischen Archiv“ in Beziehung zu Johann Sebastian Bachs. Die Batzdorfer Hofkapelle spielt im Abschlusskonzert von den Musikern in Dresden, Zwickau, Leipzig und Lüneburg entdeckte Werke von durch Heinrich Schütz geprägten Komponisten wie Johann Vierdanck, Matthias Weckmann und Johann Wilhelm Furchheim. Provinzielle Enge war ein Fremdwort für die Residenzen Thüringens. Dort suchte man über Jahrhunderte den Austausch mit den höfischen Künsten in ganz Europa.

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