Von wegen, Sommerzeit ist Festivalzeit. Besonders im goldenen Herbst ist Bad Urach eine Reise wert. Und das nicht nur wegen seiner malerischen Lage mitten im UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb oder seiner gleich fünf Premiumwanderwege, sondern auch wegen der kulturellen Vielfalt, die jährlich in den „Herbstlichen Musiktagen“ gipfelt. Als Hermann Prey 1977 durch Zufall gleich bei zwei Liederabenden in Bad Urach auftrat – einer davon ein Jubiläumskonzert zum 500-jährigen Bestehen der Universität Tübingen – festigten sich die Pläne für ein Musikfestival im schwäbischen Luftkurort. Im Mittelpunkt sollte die menschliche Stimme stehen. Das ist auch heute noch so und gibt immer wieder Anlass zum Treffen etablierter Sänger aus aller Welt mit jungen Künstlern.
Herbstliche Musiktage Bad Urach: Eine kleine Schubertiade
Der aktuelle Künstlerische Leiter Florian Prey hält das Leitbild seines Vaters in Ehren und hat für sein eigenes Programm eine kleine Schubertiade zusammengestellt, die Einblicke in das musikalische Innenleben des Komponisten geben soll. Unkonventionell wird es hingegen beim STEGREIF.orchester. Das Ensemble hat es sich zur Aufgabe gemacht, das sinfonische Erbe neu zu denken und Konzertkonventionen kreativ zu hinterfragen. Bei seinen Konzerten gibt es keinen Dirigenten, keine Notenpulte, keine Notenblätter und keine festen Sitzplätze. In Bad Urach versucht es, Beethovens revolutionäre „Eroica“ mit Mozarts freigeistigem „Don Giovanni“ zu verweben und so ungeahnte Hörerlebnisse zu schaffen.
Das Abschlusskonzert setzt wiederum auf Altbewährtes und wird von einem Chor gestaltet, der als Botschafter der Musikstadt Leipzig und Mitteldeutschlands schon seit über 800 Jahren fasziniert und begeistert. Im Zentrum des musikalischen Schaffens des Thomanerchores stehen die Kompositionen des ehemaligen Thomaskantors Johann Sebastian Bach und die Pflege der „Musica Sacra“. Darüber hinaus werden die Programme mit Vokalwerken aus allen Epochen der Musikgeschichte bereichert. Den passenden Rahmen dazu liefert die Stiftskirche St. Amandus. Sie wurde unter dem in Urach geborenen und residierenden württembergischen Grafen Eberhard im Bart erbaut, eben jenem ersten Herzog von Württemberg, der im Jahr 1477 die Universität in Tübingen gegründet hat.