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Ickinger Frühling 2024

Hier wurde geliebt, gelitten und nackt gebadet

Beim Kammermusikfestival Ickinger Frühling treffen Klaviertrios auf Streichquartette.

vonTeresa Pieschacón Raphael,

Icking im Isartal im Süden Münchens. Nicht umsonst wird die Region „das Liebesnest der Weltliteratur“ genannt. Wer hier nicht alles lebte, liebte und auch litt! D. H. Lawrence, der Schöpfer von „Lady Chatterley’s Lover“, und seine Geliebte Frieda von Richthofen etwa, Paul Heyse und Franziska zu Reventlow, die den „einen liebte und sechs andere begehrte“, wie man von Ortskundigen erfährt. Und allen voran Rainer Maria Rilke. Ende August 1914 fuhr der Prager Dichter auf Anraten seines Arztes ins Isartal auf der Suche nach der „Einsamkeit eines Gebirgsdorfs bei München“. Schon 1897 hatte er dort die Sommerfrische mit seiner damaligen Geliebten verbracht, der Schriftstellerin und Muse Lou Andreas-Salom. In der Pension Schönblick begegnete er nun der Malerin und Ehefrau des berühmten Chemikers ­Eugen Albert, Lou Albert-­Lasard. Der Beginn einer weiteren Liebe.

Heute denkt man beim Isartal nicht mehr zuerst an „folles amours“, verhängnisvolle ­Ménages-à-trois oder die Ex­travaganzen einer literarischen Bohème, die mit ihren Schleiertänzen in Obstgärten und nächtlichem Nacktbaden in der Isar die katholischen Einheimischen entsetzten. Die Liebe in Icking gilt heute absolut der Musik. Besonders im 1921 gegründeten Gymnasium, das seit 2011 Rilkes Namen trägt. In Icking lebte schließlich auch die Schriftstellerin Rosalie Braun-Artaria, eine Nachfahrin der Wiener Verleger-Dynastie Artaria, deren Haus viele Kammermusikwerke von Mozart, Beethoven und Schubert herausbrachte.

Mit der 2017 gegründeten Kammermusikreihe Ickinger Frühling setzt man diese Tradition sozusagen fort, in diesem Jahr mit dem Incendio Trio aus Prag, dem Trio Sōra aus Frankreich, dem Münchner Goldmund Quartett und dem Aris Quartett aus Frankfurt. Gut gemischt ist ihr Repertoire, das von Haydn über Brahms und Dvořák bis hin zu Schostakowitsch, Ligeti und Mauricio Kagel reicht. Und vielleicht geht es manchem Gast wie seinerzeit Franziska zu Reventlow, die beim Abschied aus dem Paradies Isartal schrieb: „Und dann zurück nach München. Vom Sommer Abschied, aus all der glühenden sonnigen Welt zurücksinken. Mir ist innerlich so grau und steinern zumut zwischen all den Häusern, ich habe so ein brennendes Heimweh nach draußen.“

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