Das Festival „a cappella“ ist das Knallbonbon im Zyklus der Leipziger Musikfestivals. Immer souverän, manchmal grell und sogar ein bisschen verrückt explodieren vor dem traditionell im Gewandhaus gefeierten Abschlusskonzert die Konzertböller im Schauspielhaus, im Kupfersaal zwischen Unicampus und Thomaskirche oder in der Philippuskirche im Kulturquartier Leipziger Westen. Stars und Newcomer der ein- und mehrstimmigen Vokalmusik treffen sich seit 1997 jedes Jahr Anfang Mai.
Die Gründer, das von ehemaligen Thomanern gegründete Vokalquintett amarcord, nennen es ihr „Herzensprojekt“. Die Experten zeigen tatsächlich ein großes Herz, das bei A-cappella-Musik die ganze Welt umfasst. Diese Vielfalt beinhaltet Gastspiele von The King’s Singers aus Cambridge bis zu Aba Taano aus Uganda, dem „a cappella“-Wettbewerbspreisträger von 2018. Die Gattungssäulen der auch performativ glänzend aufgestellten Formationen sind Altes und Zeitgenössisches, Weltmusik und Volksmusik, Choräle und Comedy. Der musikalische Aktionsrahmen stellt demzufolge deutlich definierte Genres und Improvisiertes nebeneinander.
Freundschaftlicher Schlagabtausch von Eliten
Immer sollte das Festival „a cappella“ mehr bieten als hochkarätige und bunte Konzerte. Für Mitwirkende der Vokalensembles gibt es regelmäßig ein Fachseminar von Prof. Michael Fuchs von der Sektion Phoniatrie und Audiologie am Universitätsklinikum Leipzig über Physiologie, Mechanismen und Funktionsweise der menschlichen Stimme. Seit dem ersten „a cappella“-Wettbewerb 2007 erobert eine neue Generation von Vokalensembles die Podien. Viele der jungen Glanzlichter sind dem Stammpublikum schon vertraut, bevor diese überregionale Reputation erlangen. Zum Beispiel erhielt das Frauenensemble Sjaella 2014 den Ersten Preis. Der „Sängerkrieg von Leipzig“ gleicht jedoch eher einem freundschaftlichen Schlagabtausch von Eliten, als Hauptgewinn lockt ein Festivalkonzert im Folgejahr. Seit 2017 treten die teilnehmenden Ensembles noch in einem Showcase auf. Bei nur wenigen Festivals sind die Übergänge zwischen Konzerten und Kongress, die Durchmischung von Künstlern und Publikum so fließend wie hier.
Beim Festival „a cappella“ steht auch Humorvolles auf dem Programm
Der Kulturkörper Leipzig hat neben den Zentralorganen Thomanerchor und Gewandhaus ein dichtes Netz von Musikeinrichtungen, Instrumentalvereinigungen und vor allem viele Chöre mit Neugier auf kreative Inputs, die ihnen das Festival „a cappella“ reichlich bietet. Dazu gehört ein Familienkonzert, bei dem im Festivaljahr 2021 zum Beispiel das Hamburger Ensemble LaLeLu sein Programm „Die Schönen und das Biest“ unkompliziert erst auf die Interessenschwerpunkte junger und am Abend auf jene von älteren Zuschauergruppen ausrichtet. Egal ob die Ensembles mit Frack, Punkfrisur, Petticoat oder Kilt auftreten: Beim Festival „a cappella“ gibt es neben der unerlässlichen musikalischen Akkuratesse, unbekannten Tonsprachen und kontrastreichen Programmen auch an unerwarteter Stelle Humor und Selbstironie.
Die diesjährige Festivalausgabe von „a cappella“ wird vom 30. April bis 9. Mai mit acht Streaming-Konzerten online stattfinden.