Im brandenburgischen Bornsdorf, nahe Luckau, hat das Ehepaar Martin Helmchen und Marie-Elisabeth Hecker vor einigen Jahren ein historisches Gutshaus gekauft: die „Drauschemühle“. Den beiden Musikern war schnell klar, dass sie dort nicht nur mit ihren vier Kindern in ländlicher Ruhe leben, sondern auch mit Freunden musizieren wollten. So entwickelten sie die Idee für ein Kammermusik-Festival in der Scheune ihres Anwesens, das durch fünf weitere Spielstätten in der Umgebung sowie durch Vorträge und Diskussionsrunden ergänzt werden sollte. „Fliessen“ heißt es, nach den Fließen, den kleinen Wasserläufen im Spreewald, aber auch nach der Musik, die ständig im Fluss ist. Helmchen und Hecker möchten Berührungsängste abbauen, deshalb sind auch alle Besucher gern gesehen, denen klassische Konzerte wegen Dresscodes und ungeschriebenen Verhaltensregeln tendenziell suspekt sind. Auch Familien mit Kindern sind herzlich eingeladen, spontanes Klatschen zwischen den Sätzen und Kinderstimmen sind absolut willkommen. Unter den Festival-Künstlern, die die erste Ausgabe von „Fliessen“ gestalten, finden sich viele Musiker, mit denen die Helmchen und Hecker zum Teil schon jahrelang zusammenspielen.
Kammermusikfestival mit Nachtkonzert im Kerzenschein
Den größten Kontrast zum ländlichen Kolorit in Bornsdorf bildet das klassizistische Schloss Lübbenau, der zweite Konzertort des Festivals. Dieses wurde nach der Wende zum Luxus-Hotel umgebaut, außerdem wurde 2015 ein neuer Konzertsaal errichtet. Etwa zehn Kilometer abseits der Drauschemühle befindet sich die gotische Pfarrkirche St. Nikolai in Luckau. Dort findet dieses Jahr das Nachtkonzert im Kerzenschein statt. Etwas weiter entfernt, in Lübben, steht die neuromanische Paul-Gerhardt-Kirche, die durch den Kontrast zwischen der unverputzten Fassade des Kirchenschiffes und dem weiß verputzten Turm auffällt. In eine ganz andere Welt führt der fünfte Konzertort des Festivals, und zwar zu den Glasbläsern nach Baruth/Mark. In der „Alten Hütte“ standen einst große Öfen, nun wird dort Kammermusik aufgeführt. Die sechste Festivalstätte befindet sich in Finsterwalde, das etwa zwanzig Kilometer südlich von Bornsdorf liegt und durch das „Finsterwalder Sängerfest“ überregionale Bekanntheit erlangte. Dort wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Tuchfabrik die Kulturweberei errichtet. Zu dieser gehört ein hochmoderner Konzert- und Veranstaltungssaal mit präzise ausgemessener Akustik, der dieses Jahr neu eröffnet wurde. Dort erklingt Kammermusik in verschiedenen Besetzungen.