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Kulturlandschaft: Musikfestivals im Freistaat

Von Machtspielen mit Mozart bis zum Tausendsassa Telemann

Bayern – Alles neu macht der Mai – das gilt auch für die vielen Musikfestivals, die im Wonnemonat mit neuen Ideen und auserwählten Künstlern locken

Mit fast 100 Musikfestivals pro Jahr dürfte Bayern in Deutschland führend sein. Viele davon „im wunderschönen Monat Mai“, wie Heinrich Heine dichtete. Etwa 23.500 Menschen lockt jährlich das „Mozartfest“ nach Augsburg, dessen Spuren überall zu finden sind, angefangen beim Geburtshaus seines Vaters Leopold in der Frauentorstraße nahe am Dom, wo viele der Mozarts getauft wurden, bis hin zum Hotel „Drei Mohren“, wo Vater und Sohn logierten. An den Orgeln der Barfüßerkirche, der Basilika St. Ulrich und im Kloster Heilig Kreuz hat Wolfgang musiziert, in den Fuggerhäusern 1777 konzertiert.

Die „Deutsche Mozart-Gesellschaft“ widmet sich nicht nur der Mozartforschung, sondern richtet jährlich das „Deutsche Mozartfest Augsburg“ aus, das diesmal unter dem Motto „Machtspiele“ steht. Erwartet werden das Belcea Quartet, Dorothee Oberlinger, Peter Simonischek, die Akademie für Alte Musik Berlin, der Cellist Maximilian Hornung und viele mehr. Manche Konzerte finden im Goldenen Saal statt, wo Leopold Mozart einst unterrichtete, andere im Schaetzlerpalais, wo einst Marie-Antoinette tanzte, die Tochter Maria Theresias.

Kleiner Goldener Saal
U.a. im Kleinen Goldenen Saal finden Konzerte des Mozartfests Augsburg statt© Bildarchiv Marburg / Uwe Gasch

Musikfestivals in Würzburg und Regensburg

Etwa 25.000 Menschen pilgern jährlich auch zum „Mozartfest“ nach Würzburg, obwohl Mozart hier nur einen Kaffee trank, wie er 1790 seinem „Herzens-Weibchen“ schrieb: „Zu Würzburg haben wir unsern theuern Magen mit Kaffee gestärkt, eine schöne prächtige Stadt.“ Die 61 Veranstaltungen stehen unter dem ambitionierten Motto „Aufklärung. Klärung. Verklärung“. Konzerte überall im Kaisersaal der Würzburger Residenz und im Hofgarten, im Käppele, im Kiliansdom und in der Kelterhalle des Bürgerspitals. Im Exerzitienhaus des Klosters Himmelspforten werden etablierte Künstler auf Stipendiaten zum innovativen „MozartLabor“ treffen. „Artiste étoile“ von 2018 ist das Schumann Quartett, Arvo Pärt ist der „Composer in Residence“ des Musikfestivals. Marc Minkowski kommt, Marlis Petersen, Pierre-Laurent Aimard sowie Avi Avital.

Regensburg hat keinen berühmten Komponisten vorzuweisen, dafür war die Stadt einst das Zentrum der Macht. Hier tagte der „Immerwährende Reichstag“, die Ständevertretung im Heiligen Römischen Reich. Stille Zeugen sind die mittelalterliche Kirchenlandschaft und die „Steinerne Brücke“, die mit 16 Bögen die Donau überspannt. Auf ihr findet während der „Tage Alter Musik“ eine große Verkaufsausstellung mit Nachbauten historischer Instrumente statt. Das Festival steht im Zeichen Europas mit historisch informierten Ensembles aus allen Ländern, darunter das European Union Baroque Orchestra. Doch auch die Genii Loci, die Regensburger Domspatzen, sind da.

Tage Alter Musik Regensburg: Während des Festivals findet auch eine Verkaufsausstellung im historischen Salzstadel statt
Tage Alter Musik Regensburg: Während des Festivals findet auch eine Verkaufsausstellung im historischen Salzstadel statt © Hanno Meier
Musikfest Eichstaett: Konzert in der Klosterkirche Notre Dame du Sacré Coeur
Musikfest Eichstaett: Konzert in der Klosterkirche Notre Dame du Sacré Coeur © Christian Klenk

Von Telemann bis Bruckner

„Bamberg sehen und sterben“ könnte man über diese schönste aller Städte in Oberfranken sagen, die als Bischofs- und kaiserlicher Sitz von Anfang an zum Denkmal bestimmt war. Bambergs „Tage Alter Musik“, organisiert von der Musica Canterey Bamberg, widmen sich Telemann, dem „Tausendsassa und Genie“.

Kunst hat noch nie vor Grausamkeit geschützt, auch wenn viele das glauben möchten. Bamberg, Würzburg aber auch Eichstätt waren im 17. Jahrhundert Hochburgen der Hexenverfolgung. Musik aus jener Zeit lassen das Gamben-Consort Phantasm, Ton Koopman und viele andere auf dem „Musikfest“ im Mai erklingen.

Westlich von Bamberg liegt Kloster Ebrach. Seit 1990 organisiert der für seine Bruckner-Einspielungen bekannte Dirigent Gerd Schaller einen „Musiksommer“ in der Zisterzienserabtei. Im Mai lautet im prächtigen Kaisersaal des Klosters die Devise: Mit Pauken und Trompeten zum Oster-Oratorium von Johann Sebastian Bach.

Mozartfest Augsburg
4.-13.5.2018
Jean-Guihen Queyras, Dorothee Oberlinger,
Musicbanda Franui, Sebastian Manz u. a.
Augsburg

Ebracher Musiksommer
6.5.-23.9.2018
Gerd Schaller, Tschechisches Symphonieorchester,
Orchester mit Gewandhausmusikern Leipzig u. a.
Ebrach, Bad Kissingen, Bamberg

Tage Alter Musik Bamberg
8.-13.5.2018
Barockorchester l’arpa festante,
Chor der Musica Canterey Bamberg u. a.
Bamberg

Musikfest Eichstätt
9.-13.5.2018
Ton Koopman, Freiburger BarockConsort,
Laurence Dreyfus, Eichstätter Domchor u. a.
Eichstätt

Tage Alter Musik Regensburg
18.-21.5.2018
La Folia Barockorchester, Concerto Köln,
Regensburger Domspatzen u. a.
Regensburg

Mozartfest Würzburg
20.5.-5.7.2018
Camerata Salzburg, Schumann Quartett,
Jan Lisiecki, Bamberger Symphoniker u. a.
Würzburg

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