Beim Blick auf die Beziehung zwischen Lübeck und der Orgel eröffnet sich dem Betrachter ein Schatz an Anekdoten. Die vielleicht bekannteste ist jene des jungen Johann Sebastian Bach. Dieser nahm 1705 einen vierhundert Kilometer langen Fußmarsch vom thüringischen Arnstadt in die Hansestadt auf sich, um Dietrich Buxtehude zu hören, der als Organist und Werkmeister an St. Marien eines der wichtigsten musikalischen Ämter seiner Zeit bekleidete und als Virtuose weithin geschätzt wurde. Bach muss es gefallen haben, immerhin verlängerte er eigenmächtig seinen Urlaub beim Meister um mehrere Monate.
Von der Vor-Bach-Zeit bis in die Gegenwart
Eine gute Gelegenheit, beider Werke zu hören und dabei die instrumentale Vielfalt in den Altstadtkirchen zu entdecken – vom teils noch klingenden Material aus der Renaissance in St. Jakobi bis zum modernen Aerofon im Dom – ist der Lübecker Orgelsommer. Internationale Gastkünstler, etwa aus Japan, USA, Frankreich und Dänemark sind ebenso zu erleben wie lokale Größen. Das Programm reicht von der Vor-Bach-Zeit bis in die Gegenwart, abschließendes Highlight ist ein Consort-Konzert mit Musik von Matthias Weckmann, dem frühbarocken Gründer des ersten Collegium musicum in Deutschland. Zudem gedenken Marien- und Domorganist Johannes Unger und andere Weggefährten ihrem im April verstorbenen Dresdner Kollegen Samuel Kummer.