Im Zuge des Wechsels in der Leitung der Berliner Festspiele mit Matthias Pees als neuem Intendanten wurden im letzten Jahr auch die einzelnen Festivals in Teilen neu aufgestellt. So ist Kamila Metwaly künftig künstlerische Leiterin des Festivals MaerzMusik. Die Kuratorin und Musikjournalistin knüpft an Bestehendes an, doch insgesamt dürfte das Festival vielgestaltiger und bunter werden als die Ausgaben der vergangenen Jahre. Denn trotz erhellender Entdeckungen wirkte MaerzMusik zuletzt mitunter arg theorielastig im Überbau. Der bisherige Zusatztitel „Festival für Zeitfragen“ ist verschwunden.
Neu ist auch die Zusammenarbeit mit einem Gastkurator. Für 2023 ist dies der Berliner Komponist und Dirigent Enno Poppe, der doppelte Praxiserfahrung eingebracht hat. Kamila Metwaly hat im Gespräch mit concerti erklärt, dass MaerzMusik die Vielfalt in den Positionen zeitgenössischer Musik zeigen möchte, mit großer Offenheit für Pluralität, für Multidisziplinarität und Diversität. So wird es neben Konzerten auch unterschiedliche Installationen, Stimmperformances und viel Raum für Austausch geben, außerdem auch Tanz. Wo wir bei einer spannenden Ausgrabung wären, die eine hierzulande unbeachtete Künstlerin des 20. Jahrhunderts vorstellt: Die US-amerikanische Komponistin Lucia Dlugoszewski hat für ihre Musik neuartige Instrumente entwickelt und arbeitete bis 2000 eng mit der New Yorker Tanzcompagnie von Erick Hawkins zusammen.
Von Musiktheater bis Tanz-Performance-Projekte
Mit dem Musiktheater „Hide to Show“ von Michael Beil wird Hören und Sehen spielerisch behandelt. Das Festival richtet zudem den Fokus auf rituelle Wahrnehmungsaspekte, wie sie Pauline Oliveros einübte, sowie auf Genderfragen und Spiritualität, wie sie Liza Lim behandelt. Das Tanz-Performance-Projekt von Elaine Mitchener „On Being Human as Praxis“ beleuchtet die akuten Umbrüche unserer Zeit. Die Operninstallation Musikgenossenschaft von Wojtek Blecharz und dem Ensemble Społdzielnia Muzyczna definiert Szenisches neu. Es gibt Synthesizerklänge vom Projekt lange/beweck/lorenz und Aufführungen aus dem Zyklus „voice, books and FIRE“ von Jakob Ullmann, der politische Unterdrückung und den Verlust kultureller Identität experimentell reflektiert.