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Moritzburg Festival 2022

Ohrenschmaus im Märchenschloss

Beim Moritzburg Festival treffen international renommierte Interpreten auf hochtalentierte Nachwuchskünstler.

vonJan-Hendrik Maier,

Pittoresk fügt sich Schloss Moritzburg in die sächsische Teich- und Seenlandschaft ein. Etwa zwanzig Minuten nördlich von Dresden gelegen, diente das Jagd- und Wasserschloss aus der Zeit August des Starken mit seinen vier Rundtürmen mehrfach als Kulisse für Märchenverfilmungen. 1993 gründeten hier die Cellisten Jan Vogler und Peter Bruns mit Geiger Kai Vogler das Moritzburg Festival, welches sich, nicht zuletzt aufgrund der Vernetzung seines künstlerischen Leiters, rasch zu einer führenden Adresse innerhalb der Kammermusiklandschaft entwickelt hat. Als Vorbild diente dabei nach eigenen Angaben das „Marlboro Festival“ im US-Bundesstaat Vermont, an dem die drei selbst mehrfach teilgenommen hatten. Die Idee: Renommierte Interpreten ihres Fachs arbeiten zwei Wochen lang gemeinsam mit hochgradig talentierten Nachwuchskünstlern aus aller Welt zusammen, tauschen sich aus und treten in wechselnden Besetzungen miteinander auf. Nähe entsteht dabei nicht nur zwischen den Musikern selbst, auch das Publikum begegnet ihnen unmittelbarer als bei anderen Festivals: Probenbesuche mit Blick hinter die Kulissen sind ein fester Bestandteil im Festspielkalender, die eher kompakten Spielstäten sorgen für eine gewisse Intimität, und es kann gut sein, dass man im Hotel während der Probenpausen den Musikern auch mal über den Weg läuft.

Die zwanzig Konzerte bedienen einen Großteil des kammermusikalischen Repertoires, von Ludwig van Beethoven über Felix Mendelssohn und Antonín Dvořák bis zu Bohuslav Martinů, Alfred Schnittke und Dmitri Schostakowitsch. Seit 1997 lädt das Festival einen Composer-in-Residence ein, inklusive einer Uraufführung im Abschlusskonzert, unter ihnen bereits Größen der zeitgenössischen Musik wie Thomas Adès, Sofia Gubaidulina, Esa-Pekka Salonen und Jörg Widmann. In diesem Jahr wurde die Residenz an die 22-jährige Amerikanerin Hannah Ishizaki vergeben. 2006 rief Geigerin Mira Wang zudem eine eigene Festival­akademie ins Leben, in der außer Kammermusik- auch Orchesterwerke unter Leitung von Josep Caballé Domenech einstudiert werden. Zum 30. Jubiläum mündet die Akademie in gleich zwei Festkonzerte: im August in der Frauen­kirche mit Violinistin Midori als Solistin und im Oktober im Dresdner Kulturpalast mit Intendant Jan Vogler und einer anschließenden CD-Aufnahme. Abseits des normalen Festivalbetriebs laden die Akademisten zum Musik-Picknick in den Schlosspark Proschwitz bei Meißen, und im Garten des Mortizburger Käthe-Kollwitz-Hauses musiziert Mira Wang zu Texten des österreichischen Dichters und Sängers Georg Kreisler.

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