Guy Braunsteins erster Impuls war ein vehementes „Nein!“. Von Tel Aviv nach Rolandseck südlich von Bonn zu reisen, um gemeinsam mit deutschen Jugendlichen am Sommerkurs seines Lehrers Chaim Taub teilzunehmen? 1983 erschien das dem Geiger unvorstellbar. Dabei bedeutete Deutschland für den Zwölfjährigen damals „Franz Beckenbauer und Gerd Müller“, nicht Krieg und Holocaust. Doch erst ein Anruf Isaac Sterns, der selbst dort nie auftreten wollte, stimmte ihn um: „Er donnerte, ich solle gefälligst meinen Koffer packen, er sei in diesem Fall kein Vorbild für mich“ – die neue Generation müsse von vorn beginnen.
Der ICE kündet von den Pianissimo-Stellen
15 Jahre lang fanden Taubs Meisterklassen in dem kleinen Ort am Rhein statt und haben Braunstein viele Freundschaften und Jugenderinnerungen an „Ritter-Sport-Schokolade von der Tankstelle, Bundesliga und die hübschen deutschen Mädchen in den Kursen“ beschert. Geblieben ist die Verbundenheit mit Rolandseck: Seit 2006 bespielt der Geigensolist nun gemeinsam mit dem Pianisten Ohad Ben-Ari und einer wechselnden Riege befreundeter Musiker alljährlich das historische Bahnhofsgebäude von 1856 und den weißen Neubau des Arp Museums weiter oben am Hang. Es ist wohl das einzige Kammermusikfestival der Welt mit direktem Gleisanschluss. „Unser Publikum weiß schon, dass der ICE immer an den leisen Stellen durchrast“, sagt Guy Braunstein – und beschreibt die Atmosphäre der Juli-Woche so: „Alles ist sehr nah beieinander, Urlaub und Arbeit, Musiker und Publikum.“ Nicht zuletzt beim Apéro mit Rheinblick auf der Aussichtsterrasse.
Die Festivaldaten im Überblick:
Zeitraum: 02.07. – 08.07.2015
Ort: Rolandseck
Künstler: Guy Braunstein, Amihai, Grosz, Zvi Plesser, Alisa Weilerstin, Ohad Ben-Ari, Sunwook Kim, Alma Sade-Moshonov u. a.
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