Man schreibt das Jahr 1790. Wolfgang Amadeus Mozart ist in der Pferdekutsche von Wien nach Frankfurt unterwegs und legt in Würzburg eine Pause ein. „Liebstes bestes Herzens-Weibchen!“, wird er seiner Frau Constanze noch am Abend schreiben, „Zu Würzburg haben wir unsern theuern Magen mit Kaffee gestärkt, eine schöne prächtige Stadt.“ Wo Mozart seinen Kaffee getrunken hat, ist bis heute nicht bekannt, wohl aber, dass dieser Umstand ausreichte, um aus Würzburg eine Mozartstadt zu machen. Andere Städte können ein Geburtshaus der Familie Mozart oder die Uraufführung eines seiner Werke vorweisen. Würzburg aber hat diese eine Tasse Kaffee. Und eine spektakuläre Residenz, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Zu verdanken haben die Würzburger ihr wunderschönes Schloss der Prunksucht ihrer Fürstbischöfe und dem genialen Baumeister Balthasar Neumann. Seine architektonische Meisterleistung ist das Treppenhaus, über dem sich der 600 Quadratmeter große Freskenhimmel des Venezianers Giovanni Battista Tiepolo spannt. Ein himmlischer Rahmen, ideal für die Musik Mozarts, dürfte sich seinerzeit auch Hermann Zilcher gedacht haben, Direktor des Musikkonservatoriums, und gründete 1922 das Mozartfest Würzburg, das erste seiner Art in ganz Deutschland. Zu Beginn war es ein Festival der Puritaner: nur Mozart. Mit den Jahren aber änderte sich das Konzept, traten andere Komponisten und Konzertformate dazu.
Mit dem „MozartLabor“ geht das Mozartfest Würzburg neue Wege
60 Veranstaltungen sind diesmal vom 2.6. bis 2.7. geplant: Oper, Orchester- und Kammerkonzerte im Kaisersaal der Würzburger Residenz, Open-Air-Konzerte im illuminierten Hofgarten. Konzerte im Käppele etwa, wie man im Volksmund die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung auch nennt, von der man auf die Stadt und die Weinberge herabschauen kann. Oder im Kiliansdom und in der Kelterhalle des Bürgerspitals sowie im postindustriellen Ambiente einer ehemaligen Druckhalle.
Mit dem „MozartLabor“ geht das Mozartfest Würzburg neue Wege. Etablierte Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle werden mit jungen Stipendiaten verschiedener Disziplinen an drei Tagen im Exerzitienhaus des Klosters Himmelspforten einquartiert, um zu musizieren, diskutieren und zu experimentieren in Lecture-Konzerten, offenen Proben oder Multimedia-Projekten. Dies alles unter dem Motto: „Mozart 36 – Was ist Reife?“, eine ebenso naheliegende wie interessante Frage bei einem Genie, der trotz seines frühen Todes ein Meisteroeuvre hinterließ. „Artiste étoile“ von 2017 ist Christiane Karg, der musikalische Bogen reicht von Mozarts Don Giovanni bis zum Requiem, vom A-Cappella-Gesang der Renaissance bis zu Hits der Popmusik. Wolfgang Rihm ist das Komponistenporträt gewidmet.
Die Festivaldaten im Überblick:
Mozartfest Würzburg
Zeitraum: 2.6.–2.7.2017
Künstler: Christiane Karg, Tianwa Yang, Olga Scheps, Alina Pogostkina, Isabelle Faust, Alexander Melnikov, Sabine Meyer, René Jacobs u. a.
Ort: Würzburg
Was es mit dem „MozartLabor“ auf sich hat, sehen Sie in diesem Film: