Für viele Musikfreunde hat der legendäre Film Amadeus von Miloš Forman aus dem Jahr 1984 das Bild Antonio Salieris geprägt. Er zeigte den Gegenspieler Mozarts am Wiener Hof als einen vom Neid zerfressenen Komponisten, der für den eigenen Erfolg im Wortsinne über Leichen zu gehen bereit ist. So hat sich die Vorstellung verfestigt, Salieri habe Mozarts allzu frühen Tod zu verantworten. Abgesehen davon, dass es für diese Theorie keinerlei Beweise gibt, verstellt dieser Verdacht den Blick auf das umfangreiche Wirken Salieris in der Musikstadt Wien. Neben seiner Tätigkeit als Hofkapellmeister war er Präsident, danach Vizepräsident der Tonkünstler-Societät, deren Konzerte er viele Jahre lang dirigierte. Auch in der Leitung der Wiener Singschule und im Gründungskomitee des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde war er aktiv. Damit prägte er das Wiener Musikleben zu seiner Zeit und erwarb sich bleibende Verdienste darüber hinaus. Dessen ungeachtet sind Salieris damals hoch geschätzte und beliebte Werke weitgehend in Vergessenheit geraten. Bei der Salzburger Mozartwoche 2024 wird er nun insofern rehabilitiert, als Rolando Villazón, seit 2017 deren künstlerischer Leiter, die einstigen Rivalen im friedlichen musikalischen Wettstreit präsentiert und vereint. Dabei wird nicht nur Musik aus Salieris Feder der von Mozart, Haydn, Bach oder Schubert in Kammer- und Orchesterkonzerten gegenüber gestellt, sondern der ganze Themenkomplex auch darüber hinaus vielfältig ausgeleuchtet.
Auch der Verdacht des Giftmordes wird untersucht
So wird in „Talk & Musik“ am 25. Januar der Verdacht des Giftmordes eigens behandelt. Villazón lädt hier zum Gespräch mit Ulrich Leisinger und Timo Jouko Herrmann. Außerdem zeigt das Salzburger Marionettentheater gemeinsam mit Studierenden der Universität Mozarteum Salzburg, die als Solisten, Vokalensemble und Kammerorchester agieren, Mozart und Salieri – Die Oper. Und das Salzburger Landestheater bringt Peter Shaffers Theaterstück Amadeus, das Miloš Forman als Vorlage für seinen Film diente, auf die Bühne, um „ein zeitgenössisches Mozartbild für das Jahr 2024 zu präsentieren“. Ein ambitioniertes Unterfangen! Wer anderes als der künstlerische Tausendsassa Rolando Villazón sollte es stemmen können?