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Münchener Biennale 2024

Mobilität als Motor und Frage

Die Münchener Biennale gilt als Garant für vielfältiges und experimentelles Musiktheater.

vonRoland H. Dippel,

„In den kommenden Jahren sehne ich mich nach einer Erneuerung des klassisch-romantischen Operngestus. Einem Gestus, der in seiner camp-, cringe- und queergefärbten Komik sowie seiner außergewöhnlichen Künstlichkeit und grellen Selbstsicherheit nicht nur die Schatten der ironisch, bisweilen zynisch getönten und in ihrer Relevanz verblassenden Farbpaletten unserer Ikea-Wohnzimmer durchbricht, sondern auch darüber hinausgeht.“ Nico Sauer leistet in seinem Musiktheater zur Münchener Biennale selbst einen Beitrag für diese Utopie der Entgrenzung. In „Rüber“ macht er die Fahrgastzelle einer bayerischen Luxuslimousine zum mobilen Theatersaal für maximal drei Personen. 

Ein Festival der Kooperationen

Überhaupt geht es in der letzten Ausgabe der Münchener Biennale von Daniel Ott und Manos Tsangaris vom 31. Mai bis zum 10. Juni unter dem Motto „On the Way“ um mehr als Personenverkehr und Kulturtransfer. Unter anderem Auftragswerke und Koproduktionen mit dem Theater Basel, der Deutschen Oper Berlin und dem Staatstheater Braunschweig bieten ein schillerndes wie assoziationsreiches Themenspektrum zu analoger, virtueller und philosophischer Mobilität. Die dazu erklingenden Musiken sind so vielfältig wie die performativen Artefakte. In „Searching for Zenobia“ von Lucia Ronchetti und Mohammad Al Attar taucht eine Migrantin aus Syrien nach dem Tod ihrer Mutter in die ihr bis dahin kaum vertraute Geschichte ihres Herkunftslandes.

Kai Kobayashi zeigt aus einer posthumanen hydro-feministischen Perspektive in „Shall I Build a Dam“ die kosmologische Dimension des alles Leben bedingenden Elements Wasser. In „nimmersatt“ erkunden Eve Georges und Jiro Yoshioka die Rolle von Nahrung als Lebensgrundlage bis zu ihrer Nutzung als politische Waffe. Andreas Eduardo Frank und Patrick Frank setzen in „Wie geht’s, wie steht’s“ mit großer Besetzung und kleinen Sinneinheiten eine Collage der physischen und psychischen Art über Glücksvorstellungen und -bedürfnisse. Die Offenheit der Themen, Schauplätze und Werkbegriffe gehört zum Programm. Bei solchen Ambitionen begnügen sich die Leiter der Münchener Biennale zum Abschied nicht mit der Vergangenheit. Abschließendes Dokument ihrer Ära ist die Publikation „Schnee von morgen“ mit Statements zum Musiktheater der Zukunft.

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