Beim Musikfest Berlin präsentieren drei Wochen vor Saisonbeginn die großen Ensembles der Hauptstadt und internationale Spitzenorchester ein innovatives Potpourri klassischer und moderner Musik. Auf dem Programm stehen fünfzig Werke von etwa vierzig Komponisten, darunter zahlreiche deutsche Erstaufführungen, selten im Konzertsaal Gespieltes und vertraute Bekannte. Zur Eröffnung kombiniert der designierte Chefdirigent des Royal Concertgebouw Orchestra, Klaus Mäkelä, Mahlers Sechste mit Kaija Saariahos Tondichtung „Orion“. Die Berliner Philharmoniker und Pekka Kuusisto bringen mit Thomas Adès dessen Violinkonzert „Concentric Paths“ zu Gehör, während Kirill Petrenko Luigi Dallapiccolas Einakter „Il prigioniero“ und Bernd Alois Zimmermanns apokalyptische Sinfonie in einem Satz leitet.
Rückkehr an die Spree
In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts engagierte sich der Niederländer Willem Pijpers als Juror in der „Internationalen Gesellschaft für Neue Musik“. Lahav Shani und das Rotterdams Philharmonisch Orkest spielen erstmals Pijpers zweite Sinfonie in ihrer Originalfassung. Die Idee von der Saite als Datenträger reflektiert Liza Lim in ihrem Streichquartett „String Creatures“, dargeboten vom New Yorker JACK Quartet. Nach acht Jahren Abwesenheit kommen das Cleveland Orchestra und Franz Welser-Möst wieder an die Spree. Im Gepäck: Schuberts „große“ C-Dur-Sinfonie und „Verwandlungen“ von Wolfgang Rihm, dem ebenso ein Schwerpunkt gewidmet ist wie Charles Mingus und Iannis Xenakis, die in diesem Jahr beide ihren hundertsten Geburtstag gefeiert hätten.
Fast ein halbes Jahrhundert wurde die Musik der Afroamerikanerin Florence Price nicht beachtet, 2009 entdeckten Bauarbeiter schließlich Manuskripte auf dem Dachboden ihres Sommerhauses. The Philadelphia Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin stellen ihre erste Sinfonie Karol Szymanowskis erstem Violinkonzert gegenüber, den Solopart übernimmt Lisa Batiashvili. Am Gedenktag für Hildegard von Bingen (17.9.) gibt es sieben geistlicher Konzerte innerhalb von 24 Stunden in der Kirche am Hohenzollernplatz. Als Highlight erklingt Thomas Tallis’ vierzigstimmige Motette „Spem in alium“.