Fröhlich bunt wirbelt es auf den Ankündigungsplakaten, und sofort ist klar: Die diesjährigen Musikfestspiele in Brandenburgs Hauptstadt lassen niemanden stillsitzen. Wenn Musik eines kann, dann die Erkenntnis vermitteln, dass nicht nur die Noten auf dem Papier zuweilen wild auf und ab hüpfen, sondern dass sich der Rhythmus direkt auf den Körper überträgt.
Das traditionsreiche Festival startet am 7. Juni in der am östlichen Parkeingang von Sanssouci gelegenen Friedenskirche. Nichts Sakrales steht auf dem Programm, sondern Aufheiterung für Ohr und Auge. Das Ballet Rococo tanzt unter der künstlerischen Leitung von Mojca Gals stilecht und graziös zu Klängen des Spätbarock, dargeboten vom Ensemble Zefiro unter dem Dirigat von Alfredo Bernardini.
Frankreich lehrte in jener Epoche ganz Europa, sich schöner zu bewegen. Und so darf Jean-Féry Rebel nicht fehlen, der beim großen Jean-Baptiste Lully seine Ausbildung erfuhr und sowohl den Status eines Kammerkomponisten des Königs als auch eines Musikers der Chapelle Royale erlangte. Sein Stück „Les Caractères de la Danse“ von 1715 enthält 14 charakteristische Tänze, von der Courante über das Menuett bis zum Passepied – einem Rundtanz, der gerne in Kinofilmen als Versinnbildlichung des höfischen Treibens inszeniert wird. So auch in „Der König tanzt“, dessen Soundtrack seinerzeit vom Ensemble Musica Antiqua Köln unter der Leitung von Reinhard Goebel eingespielt wurde. In einem Pre-Talk zur Filmaufführung im Babelsberger Thalia Kino plaudert der renommierte Barockspezialist am 16. Juni über die Entstehung.
Ganz große (und modernisierte) Oper bietet das Schlosstheater im Neuen Palais, wo am 9. Juni Carl Heinrich Grauns „Adriano in Siria“ Premiere feiert. In der Titelrolle ist Valer Sabadus zu erleben; die Figur der Startänzerin Barberina übernimmt Noah Hellwig. Das Ensemble 1700 wird von Dorothee Oberlinger geleitet, die gleichzeitig Intendantin der Musikfestspiele ist. Aber auch jenseits barocker Opulenz kann man beim Festival, das seine Besucher an diversen Spielstätten in Potsdam und Umgebung begrüßt, Tanzbares entdecken. Vom Tango und Flamenco bis zu einer Techno-Choreografie ist alles dabei.