Die Stimmung der Gongs kennen kein „Tonsystem“, denn es gibt keine harmonischen Bezüge. Wie mag das gewirkt haben auf Claude Debussy, als er auf der Weltausstellung 1889 in Paris unterwegs war? Nicht Gustave Eiffels neuer Eisengigant interessierte ihn, sondern die Musik im „Kampong javanais“, dem Dorf der Niederländer. Als Herrscher über Java hatten sie rund sechzig indonesische Männer und Frauen nach Paris bringen lassen, Musiker, die mit metallenen Gamelan-Instrumenten auf sich aufmerksam machten. Für Debussy war es ein Türöffner zu neuen Welten.
An diese Art von neuen Hör-Erfahrungen knüpft die zwölfte Ausgabe des Essener Neue-Musik-Festivals NOW! an. Entsprechend lautet der Titel „Horizonte“. Auf dem Programm stehen Klangabenteuer-Reisen, in denen etwa klassische Streicher mit der Wölbbrettzither Gayageum, kombiniert werden, oder südindische Weltmusik-Virtuosen mit dem Kölner Ensemble Musikfabrik im Rahmen einer Oper nach dem indischen Epos Mahābhārata aufeinandertreffen. Britische Jazz-Avantgarde und die chinesische Zither sind zu erleben. All das verbunden mit zahlreichen Erst- und Uraufführungen. Debussy hätte wohl seine Freude daran.