Eine „Semi-Opera“: was mag das sein? Eine „halbe Oper“ mit „50 Prozent Arien“, „50 Prozent Unterwelt oder Gral“? Mehr über diese speziell britische Form der Barockoper – eine Mischung von Tanz, Gesang und Schauspiel – erfährt man auf einem interessanten Festival in Köln, das sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Originalklang unterschiedlicher Epochen auf die Spur zu kommen.
Unter dem Motto „Sagen, Mythen und Legenden“ blickt es diesmal nach England mit Musik, die zwischen 1570 und 1930 komponiert wurde wie die „Semi-Opera“ „Psyche“ von Matthew Locke (1621–1677), eines der ersten Bühnenwerke dieser eigenwilligen Opernart, die sehr beliebt in England wurde. Denn anders als an den Höfen im übrigen Europa konnte im 17. Jahrhundert die italienische Oper mit ihren großen Dramen an der Themse zunächst nicht richtig Fuß fassen. Angeblich ertrug das englische Gemüt den fortwährenden Gesang nicht. Fortwährenden Klang gibt es bei Thomas Tallis’ spektakulärer 40-stimmiger (!) Motette „Spem in alium“ (1570). Außerdem gibt es Musik von Händel und eine Orgel-Late-Night im hohen Dom zu Köln.