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Philharmonie Berlin: Barock-Festival 2022

Nun verschwinden alle Plagen

Das Barock-Festival in der Berliner Philharmonie lässt grübeln und hoffen.

vonHelge Birkelbach,

Wie ist die Stimmungslage? Trüb, mag man in diesen Tagen sagen. Wann endet er endlich, der Winter? Und wann endet diese verdammte Pandemie? Gibt es denn gar keinen Lichtblick? Die Fragen sind nicht neu. Philosophen, Künstler und Komponisten haben sich seit jeher mit der Last des Lebens befasst, aber auch den immer wieder aufscheinenden Rettungen, der Heilung, der puren Freude. Händels Oratorium „L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato“ ist ein wunderbares Beispiel. Les Arts Florissants werden es unter der Leitung ihres Gründers William Christie beim Barock-Festival in der Berliner Philharmonie spielen. Zusammen mit anderen namhaften Ensembles der Alten Musik, Solisten und Newcomern laden sie zu acht Konzerten an zwei Festival-Wochenenden ein.

Im Gegensatz zu Händels vorausgegangenen Oratorien, die sich auf biblische Vorlagen stützten, waren es wohl seine Gemütsverfassung und überstandene Schicksalsschläge, die den Komponisten zu naheliegenden Fragen des Menschseins führten. Das Libretto basiert auf einer Bearbeitung der beiden 1632 veröffentlichten Gedichte „L’Allegro“ und „Il Penseroso“ von John Milton. Das Gegensatzpaar des Heiteren und des Grüblerischen bot Händel zwar reizvolle Ansätze für die Vertonung, reichte ihm aber nicht. „Zu viel ernste Musik ohne Unterbrechung“ wollte er seinem Publikum dann doch nicht zumuten. Mit „Il Moderato“ schuf einen dritten, vermittelnden Charakter, um zu einem „moralischen Gesamtkonzept“ zu gelangen. Die Uraufführung im Februar 1740 nahm das Londoner Publikum begeistert auf – wohl auch deshalb, weil ausreichend geheizt wurde. Draußen herrschte bittere Kälte.

Trost durch Gott

Für den geschundenen Körper gibt es den warmen Ofen, für die geschundene Seele den Glauben. In den Kantaten Johann Sebastian Bachs, der zusammen mit einigen seiner Söhne einen namentlichen Schwerpunkt des Barock-Festivals bildet, sind Tod, Verzweiflung und Trost durch Gott zentrale Themen. Sopranistin Anna Prohaska interpretiert zusammen mit Bariton Florian Boesch und dem Ensemble Il pomo d’oro im Eröffnungskonzert ausgewählte Kantaten von Bach und Buxtehude. In Bachs Dialog-Kantate Liebster Jesu, mein Verlangen ruft eine verzweifelte Stimme Jesus an. Die Sopranstimme ist der gläubigen Seele zugeordnet, während der Bariton als Vox Christi antwortet. Im Duett finden sie schließlich zusammen: „Nun verschwinden alle Plagen“. Gerne darf man die „Plage“ auch in heutiger Zeit in ihrer doppelten Bedeutung lesen.

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