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Pollinger Tage Alter und Neuer Musik 2017

Die Mischung macht’s

Im oberbayerischen Pfaffenwinkel machte im letzten Jahr ein Festival von sich reden. 2017 finden die Pollinger Tage Alter und Neuer Musik unter der künstlerischen Leitung Gerold Hubers zum zweiten Mal statt

vonSabine Näher,

Welcher musikalische Literaturfreund oder literarische Musikfreund kennt ihn nicht: den unglücklichen Musiker Adrian Leverkühn aus Thomas Manns Doktor Faustus, dem das Örtchen Pfeiffering zur Bestimmung wird! Wer aber weiß, dass dieses tatsächlich existiert, in Wirklichkeit Polling heißt und im oberbayerischen Pfaffenwinkel zu finden ist? Unweit der Kreisstadt Weilheim und sechzig Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt kann das kleine Klosterdorf seit Jahren schon mit einem überraschenden Kulturangebot glänzen: Es beherbergt den Ableger einer erfolgreichen Münchner Kammermusikreihe im wunderschönen Bibliotheksaal des ehemaligen Augustiner Chorherrenstifts, bietet seit über 15 Jahren in Dauerinstallation La Monte Youngs Dream House im nahegelegenen Regenbogenstadl sowie wechselnde Kunstausstellungen im historischen Fischerbau. Seit Juli 2016 kann Polling nun auch noch ein hochkarätig besetztes Festival vorweisen, das der in Straubing geborene und in München lebende Pianist Gerold Huber aus der Taufe gehoben hat.

Gerold Huber und die Pollinger Tage Alter und Neuer Musik

Gerold Huber
Gerold Huber ist Begründer der Pollinger Tage alter und neuer Musik

„Neue Begegnungsräume für Musik, Literatur, Kunst und Kulinarium“ wollen Gerold Huber und die ebenfalls in München wirkende Kulturveranstalterin Birgit Chlupacek im idyllischen Klosterdorf eröffnen. Der Auftakt 2016 war nicht weniger als ein Wagnis, das zum vollen Erfolg wurde. Die Mischung aus Alter und Neuer Musik, Literatur und kulinarischem Rahmenprogramm wurde bestens angenommen und erfährt im Mai ihre Fortsetzung. Da Manns Roman vor genau siebzig Jahren entstanden ist, steht ein „Literarisch-musikalischer Exkurs in Thomas Manns Gedankenwelt“ mit dem Germanistik- Professor Dieter Borchmeyer und Werken von Strauss und Beethoven sowie einer huberschen Uraufführung im Zentrum, inklusive eines gemeinsamen Spazierganges auf dem „Doktor-Faustus-Weg“ und einem kulinarischem Ausklang im Weinkeller. Gerold Huber wird erneut nicht nur die künstlerische Leitung innehaben, sondern selbst tagtäglich am Klavier zu erleben sein.

Auf den Spuren Adrian Leverkühns

Wiederum an Mann knüpft der Abend „Fauststoff“ mit Vertonungen von Schubert, Schumann und Busoni an, den Borchmeyer, Gesangssolisten, der Gospelchor Planegg sowie Huber am Klavier gestalten werden. Zu „Meister und Schüler“ ist eine Klasse des für sein ausgesprochen reiches Musikangebot bekannten Gymnasiums Weilheim mit im Boot, eine Kooperation, die zukunftsträchtig sein dürfte.

„Horn plus“ bietet Werke von Beethoven, Ysaÿe, Schubert und Brahms – in der ungewöhnlichen Besetzung mit Horn, Geige, Klarinette, Sopran und Klavier. Die Alte Musik ist wiederum durch das Barockensemble L’Accademia Giocosa vertreten, die schon letztes Jahr für Begeisterungsstürmesorgte. Zu „La Bella Ciaccona“, einer Matinée mit Werken von Vivaldi, Uccellini, Mascitti, Castello und Telemann hat sie sich Jacopo Sabina an der Laute eingeladen. Wer zeitig bucht, kann sich anschließend am „BarockBRUNCH“ in der alten Klosterziegelei laben. Auch die Teilnahme am Menü im Weinkeller unter dem Pollinger Rathaus sollte man sich rechtzeitig sichern. Dort werden Lieblingsspeisen Adrian Leverkühns aufgetischt: Gemüsesuppe mit geröstetem Brot, Beefsteak mit Spinat und Omelette mit Apfel- Marmelade. Dazu sind gute Tropfen aus den Südtiroler Weinlagen des Klosters Polling im Angebot. Und zur Überbrückung von Wartezeiten bietet sich der Besuch des direkt neben dem Kloster gelegenen Biergartens der Klosterwirtschaft an. Genuss für alle Sinne – auf nach Polling!

Die Festivaldaten im Überblick:
Zeitraum: 30.04. –09.05.2017
Mit: Julian Prégardien, Gerold Huber, L’Acaademia Giocosa u. a.
Ort: Polling

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