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Schwetzinger SWR Festspiele 2023

Wenn der Liebesgott mit Todespfeilen schießt

Unter dem diesjährigen Motto „Vanitas“ („Vergänglichkeit“) bringen die Schwetzinger SWR Festspiele ein barockes Maskenspiel auf die Bühne.

vonTeresa Pieschacón Raphael,

Die Liebe, das Meer und der Tod. Zwei spannende und doch sehr unterschiedliche Bühnen-Produktionen bestimmen die Schwetzinger Festspiele 2023: das barocke englische höfische Maskenspiel „Cupid and Death“ und die Familienproduktion „Meeresgeflüster“ mit Claude Debussys impressionistischem Meisterwerk „La Mer“ von 1905.  „Das Meer ist bewundernswert“, beschrieb Debussy das Naturelement: „blau wie ein Walzer; grau wie eine unbrauchbare Blechplatte“. In Meeresgesflüster wird aus der „Blechplatte“ ein großformatiger Kubus, auf dessen Wände durch Videoprojektionen (Katharina Wibmer) der Eindruck einer Unterwasserwelt gezaubert wird.

Zu Debussys schillernder, betörender und hypnotischer Musik folgt das Klavier-Duo Jost-Costa den unendlichen Bewegungen des Meeres und erkundet eine Musik, die aus der Erinnerung heraus erschaffen wurde. Denn bei der Komposition saß Debussy in der Bourgogne, in Zentralfrankreich, weit weg vom Meer und sich auftürmenden und überschlagenden Wellen. „Ökologisch-cinematisches Musiktheater“, nennen es die Veranstalter.

Opern-Rarität bei den Schwetzinger SWR Festspielen

„Vom Klassenzimmer zum Hof“ könnte man den Weg von James Shirleys Skript zu „Cu­pid and Death“ beschreiben. Denn Shirley, der als Lehrer sein Auskommen hatte, schrieb sein Libretto, das sich locker an zwei Fabeln Äsops anlehnt, zunächst für seine Schüler im englischen Whitefriars. Aufgeführt wurde das Werk im März 1653 anlässlich eines politischen Ereignisses: zur Feier des erneuerten Friedensschlusses zwischen England und Portugal. Die Musik wird heute Christoph Gibbons (1615–1676) zugeschrieben und erzählt auf lehrhaft-derbe und durchweg komische Art eine Geschichte, die in einem Gasthaus beginnt.

Hoteldiener Chamberlain wartet auf seine Gäste: auf Cupido, den Liebesgott, und auf den Tod, die dort beide die Nacht verbringen wollen. Weil beide sehr arrogant auftreten, beschließt der Diener, sich zu rächen: am Tod, weil der immer nur Ärger bereitet, und an Cupido, weil dieser ihm einst eine „hard-hearted baggage“ – eine hartherzige Tasche – einbrockte. Womit er seine Gattin meint. Als Streich tauscht Chamberlain die Pfeile, die beide mit sich tragen, sodass fortan jene, die der Pfeil Cupidos trifft, also die Liebespaare, nun sterben und jene, die der Tod trifft, wieder aufblühen.

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