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Sommerliche Musiktage Hitzacker 2019

Vom DDR-Kunstlied bis zur musikalischen Nachtwanderung

Die Sommerlichen Musiktage Hitzacker gedenken des Mauerfalls und loten musikalische Grenzbereiche aus.

vonIrem Çatı,

Ganz so einfach kommt man zwar nicht nach Hitzacker, aber wenn man einmal da ist, ist es umso schöner. Hundert Kilometer südöstlich von Hamburg und direkt an der Elbe gelegen, kann das Städtchen nicht nur mit seinen Fachwerkhäusern und seinem Marktplatz mit dem Rathaus aufwarten, sondern auch mit Deutschlands ältestem Kammermusikfestival. Als 1946 zahlreiche Flüchtlinge nach Hitzacker kamen, verdoppelten sie zum einen die Einwohnerzahl der 2.000-Seelen-Gemeinde und brachten gleichzeitig neue musikalische Einflüsse mit. Aus den Hauskonzerten, die sie regelmäßig veranstalteten, entstanden noch im gleichen Jahr die Sommer­lichen Musiktage Hitzacker.

Schnell wuchs das Festival an und präsentierte den Besuchern Musik aus der Renaissance bis zur Moderne. Tradition und Innovation standen und stehen bis heute ganz oben auf der Agenda. In diesem Jahr finden die Sommerlichen Musiktage unter dem besonderen Motto „… grenzenlos… “ statt. Damit steht vor allem der Mauerfall vor dreißig Jahren im Fokus. Zudem werden Fragen erörtert wie: Braucht Kunst Grenzen, um sie überschreiten zu können? Oder: Kann man musizieren, wenn Grenzen gesetzt werden?

Sprengen musikalische Grenzen: Sommerliche Musiktage Hitzacker

Oliver Wille
Oliver Wille

Die Stadt Hitzacker ist für eine solche Thematik der perfekte Ort, verlief hier doch bis zum Mauer­fall 1989 die Grenze zur DDR durch die Elbe, was man damals eindrücklich bei einer Elbfahrt zwischen Bundesrepublik und Sowjet­zone erleben konnte. Gleichzeitig betrifft das Thema den Intendanten der Sommerlichen Musiktage, Oliver Wille, auf persönliche Weise: Der Geiger und Mitbegründer des Kuss Quartetts wurde 1975 in Ostberlin geboren und erlebte den Mauerfall als Jugendlicher. „In diesem Jahr haben wir Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die persönlich und musikalisch Grenzen sprengen, darunter Fazıl Say, Gidon Kremer und Steven Isserlis“, erzählt Wille.

Aber auch das Programm greift die Thematik auf: Es gibt Neubearbeitungen von Paganinis Capricen und Liedkunst aus der DDR. „In der DDR wurden Kunstlieder zuweilen nicht gedruckt, weil die Texte nicht systemkonform waren. Hanns Eisler, sicherlich der berühmteste Schöpfer zu DDR-Zeiten, widmen wir eine der Hörakademien“, erklärt der Intendant. Daneben gibt es Konzerte, in denen Künstler wie Sopranistin Annette Dasch von ihren Erinnerungen an die Zeit vor dem Mauerfall erzählen, ein Auftragswerk, in dem die Elbe erklingt, und eine musikalische Nachtwanderung mit dem Mädchenchor Hannover.

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