Ich bin zu Ende mit allen Träumen“: Das ist der Titel der Schubert-Biografie von Michael Stegemann. Mit allen Träumen am Anfang sind dagegen die Sommerlichen Musiktage Hitzacker. Unter penibler Einhaltung aller Corona-Hygiene-Regeln wird vom 31. Juli bis 8. August die 76. Ausgabe von Deutschlands ältestem Kammermusikfestival zu erleben sein, die in ihrer geistigen Jugendlichkeit und Unbeschwertheit schon fast an die Vor-Pandemie-Zeiten erinnert. Hausgott ist dieses Mal Franz Schubert, der um sein Leben komponierte und am 19. November 1828 im Alter von nur 31 Jahren in Wien starb – völlig verarmt und mit allen Träumen am Ende.
Der Kosmos Schubert wird von einem erlauchten Kreis von Künstlerinnen und Künstlern wie Mischa und Lily Maisky und András Schiff, aber auch und gerade von der preisgekrönten, jungen Generation ausgelotet, von den ausgelassenen Schubertiaden des Komponisten und seiner Künstlerfreunde bis hin zur abgrundtiefen Melancholie, wie sie in der Winterreise aufscheint. Und natürlich der liebesbewegten und naturverliebten „Ungeduld“ in Schuberts zweitem, berühmten Liederzyklus, der „Schönen Müllerin“: „Ich schnitt’ es gern in alle Rinden ein, ich grüb’ es gern in jeden Kieselstein: Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben!“
Bringen ein ganzes Städtchen zum Klingen: Sommerliche Musiktage Hitzacker
In diesen musikalischen Überschwang soll die ganze mittelalterliche Fachwerkstadt getaucht werden. Das Besondere an dem Festival-Programm: Schuberts Werke werden in kurzen Konzerten immer wieder mit zeitgenössischer Musik in Beziehung gesetzt, so unter anderem mit der Uraufführung einer Komposition von Iris ter Schiphorst oder auch Clemens von Reusners elektroakustischem Werk Krene, in Erinnerung daran, dass der Frühromantiker seiner Zeit bereits weit voraus war. Noch einmal vor der beschlossenen Auflösung wird zudem das Auryn Quartett zu erleben sein, das so eng mit den Sommerlichen Musiktagen verbunden ist. Das Festival will das ganze Städtchen zum Klingen bringen, beispielsweise mit dem täglichen digitalen Hörgarten im Kurpark. In Hörer-Akademien sollen Fragen wie diese beantwortet werden: Was macht Schubert so schön? Und dann sind da noch die Freiluft-Interventionen. In der Altstadt ist am 2. August nachmittags ein elektroakustisches Werk zu hören. Und: Es soll sogar wieder im Freiluft-Festival-Chor, bei dem jede und jeder mitmachen kann, gesungen werden, dass es vom Weinberg Hitzackers über die herrliche Naturkulisse der Elbtalaue nur so hinweg schallt, so jedenfalls der mutige Plan, der natürlich immer vom pandemischen Geschehen abhängig ist. Das Motto: „Schubert für alle!