Wie viele Komponisten zählte auch Hugo Wolf zu denjenigen, denen Ruhm und Reichtum zu Lebzeiten verwehrt blieben. Völlig verarmt, war der Komponist auf die Spenden von Freunden und Gönnern angewiesen. Ihnen hat er es auch zu verdanken, dass seine Lieder verbreitet wurden – so auch einem Stuttgarter Freundeskreis rund um den Rechtsanwalt und Wolf-Freund Hugo Faißt, der sich Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Ziel zusammengeschlossen hat, den mittellosen Komponisten durch Veranstaltungen und Liederabende zu unterstützen. Aus diesem Freundeskreis heraus ist 1967 die Internationale Hugo-Wolf-Gesellschaft entstanden, die sich bis heute dem Kunstlied verschrieben hat. Lieder von Schubert und Wagner stehen dabei genauso im Vordergrund wie die von Wolf. Aber auch internationale Lieder aus Frankreich, Großbritannien oder Skandinavien werden immer wieder aufgeführt.
Alle Künstler sind der Hugo-Wolf-Akademie eng verbunden
Genug Repertoire für ein eigenes Festival also: An vier Tagen im Oktober lädt der Stuttgarter LiedHERBST mit Konzertformaten wie LiedGENUSS, Lied & WEIN, LiedLOUNGE und Lied for LUNCH in die Staatsgalerie Stuttgart ein und präsentiert Stücke von Beethoven, Brahms, Debussy, Britten und natürlich Hugo Wolf. Darunter findet sich auch sein „Italienisches Liederbuch“. Das zählt nicht nur zu den bekanntesten Werken des Komponisten, sondern zu den beliebtesten überhaupt im Kunstlied-Kosmos. Ein wenig aus dem Rahmen fällt das Lunchkonzert mit Pianist Nicholas Rimmer, bei dem es keine Worte, dafür aber Bilder geben wird. Während er Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ präsentiert, sind die Gäste dazu eingeladen, einen Spaziergang durch die Ausstellung Viktor Hartmanns zu machen, von der der Komponist sich inspirieren ließ.
Genau wie Nicholas Rimmer sind auch die anderen Künstler, die beim Stuttgarter LiedHERBST auftreten, überwiegend freischaffende Musiker, die der Hugo-Wolf-Akademie eng verbunden oder Preisträger des von ihr 1987 ins Leben gerufenen Internationalen Wettbewerbs für Liedkunst Stuttgart sind. Darunter auch Bariton Konstantin Ingenpaß und Pianistin Hyun-hwa Park, die den Wettbewerb im letzten Herbst für sich entscheiden konnten. Ihr Preisträgerkonzert bildet am 13. Oktober den krönenden Abschluss des diesjährigen Festivals.